WARLORD
Titel: FREE SPIRIT SOAR
Label: High Roller Records
Spieldauer: 47:08 Minuten
VÖ: 10. Mai 2024
Der Tod ist unser ständiger Begleiter. Er trifft jeden, und klar, die Einschläge kommen immer näher. So trifft es denn auch immer wieder Musiker und Bands. Besonders schwer ist es, wenn es um einen besonders prägenden Menschen geht. William J. Tsamis etwa, der 1981 mit Mark Zonder WARLORD aus der Taufe hob. Mit den beiden ersten Alben „Deliver Us“ und „And The Cannons Of Destruction Have Begun“ war diese Band einer der Wegbereiter des sogenannten Epic Metal. Nach zwischenzeitlicher Auflösung erschien im Jahre 2002 das starke Comeback-Album »Rising Out Of The Ashes«, erst elf Jahre später gefolgt von »The Holy Empire«. Das sollte das letzte Warlord-Studioalbum mit neuem Songmaterial bleiben, denn Bandgründer William J. Tsamis verstarb am 13. Mai 2021 im Alter von nur 60 Jahren.
Jetzt kommen WARLORD wieder. „Free Spirit Soar“ heißt es, Sänger Giles Lavery will damit Tribut zollen, hat sich alter Demos bedient, alter Songideen. Natürlich geht das nicht allein. An den Drums findet man Mark Zonder, Jimmy Waldo bedient die Tasten, Phillip Bynoe den Bass und Eric Juris ist zuständig für die Gitarre.
Was mir zuerst auffällt, die Keys sind verdammt dominant. Stellenweise meine ich mehr Tastenschwulst zu hören als Gitarren. Stellenweise gar frage ich mich, ist das noch Metal? Ist das Kunst? Oder Kitsch? Allein der schlagerige Chorus in ´Conquerors´ weckt Fluchtreflexe.
Viele Songs erschrecken durch Ideenlosigkeit und Langeweile. Das ist nicht das, was ich erwarte nach den Alben der 80er. Wenn das Songideen von Mr. Tsamis waren, hat er sie nicht umsonst nicht genutzt. Waren sie ihm wohl einfach nicht gut genug? Dafür spricht, dass die beiden besten Tracks dieses Albums schon von Lordian Guard bekannt sind.
Wie man das Erbe von Bill sicher besser ehrt, zeigte die 2022 erschienene Kompilation „A Crack In The Sky“ auf Pitch Black Records. Dort haben ausgewählte Bands sich einzelner Songs angenommen und sie zu Eigen gemacht.
Vor einer ähnlichen Situation standen Manilla Road nach dem Ableben von Mark Shelton haben die Hinterbliebenen einfach auf den Ruinen eine neue Band aufgebaut. Während Sentry also eine Art Upcycling waren und sind, betreiben WARLORD in dieser Form bei aller Hochachtung vor der Idee und den beteiligten Musikern nicht mehr als Leichenfledderei. Es kommt mir so vor, als ob da jemand versucht, mit dem Namen noch einmal ein paar hoffnungsfrohe Fans zu melken.
Jetzt gehe ich „Deliver Us“ hören.
Mario Wolski vergibt 6 von 10 Punkten