Am 24. Januar 2025 erscheint bekanntlich das neue WARDRUNA Studioalbum “Birna”, aber auch für Fans von Konzertfilmen ist dieser Tag ein Feiertag, denn die Norweger haben ihr Konzert in Athen aufgezeichnet. Die Location könnte mystischer nicht sein, denn WARDRUNA spielten im Odeon of Herodes Atticus, Acropolis, ein so fantastischer Ort für die Musik der Skandinavier und ein denkwürdiges Erlebnis für alle Anwesenden, an dem wir nun teilhaben dürfen. Legt man die Disc in den Player, findet man nach dem Ladevorgang drei verschiedene Optionen. Zum einen das komplette Konzert, zum anderen die Möglichkeit verschiedene Lieder einzeln zu abzuspielen und zu guter Letzt die Sparte Bonus. Die Menüpunkte eins und zwei erklären sich von selbst, der Bonusbereich enthält unter anderem Impressionen aus dem Meet and Greet und gibt dort den Anwesenden die Möglichkeit darüber zu berichten, wie der Abend in Athen gewesen ist. Es ist schön zu sehen und zu hören, wie die Menschen u.a. Trost, Erkenntnis und Zuversicht in der Musik von WARDRUNA finden oder wie magisch diese Erfahrung für sie war. Weiterhin gibt es ein Interview mit Einar, beide Features in englischer Sprache mit englischen Untertiteln.

Die Aufnahmen des Abends beginnen mit der Kulisse und der Zuschauer, die für das Konzert von WARDRUNA zum Odeon of Herodes Atticus, Acropolis in Athen pilgern, aber zunächst nochmal zum Rahmen, in dem das Konzert stattfindet, denn dieser könnte atmosphärischer nicht sein. Das Odeon des Herodes Atticus ist ein antikes Theater in Athen und wurde von Herodes Atticus gestiftet. Das sich am Fuß des Akropolis-Felsens befindliche Theater kann 5000 Zuschauern Platz bieten und wird seit den 1930er Jahren wieder regelmäßig für Veranstaltungen genutzt. Das Konzert, das den Kvitravn-Zyklus auf bemerkenswerte Weise beendete, erwies sich als Höhepunkt einer intensiven Phase weltweiter Tourneen. Die BluRay hat eine gesamte Laufzeit von 115:46 Minuten, die aufgeteilt sind in Konzert (102:25 Minuten) und in Bonus Features wie Interviews und Impressionen des Meet und Greets (13:21 Minuten). Auf der Bühne standen an diesem Abend Einar Selvik, Lindy-Fay Hella, Han Christian Dalgaard, Eilif Gundersen, Arne Sandvoll, John Stenersen und Sondre Veland.

‘Kvitravn’ ist der Opener des Konzertes und stammt vom gleichnamigen Album, das WARDRUNA 2021 veröffentlichten, ebenfalls in einem Januar, genauso wie dieses Livealbum und ihr brandneues Werk “Birna”. Mit ‘Skugge’ geht es weiter, zu Beginn und immer wieder während des Liedes und des Abends ist Sänger Einar “Kvitrafn” Selvik ganz allein im Scheinwerferlicht, was selbst auf Bluray großartig aussieht und vor Ort noch toller gewesen sein muss. Während ‘Solringen’ wird die Bühne in gelbes Licht getaucht, überhaupt ist das Spiel mit dem Licht wesentlicher Bestandteil der Show. Speziell in ‘Solringen’ geht es um die Sonne und ihre Bedeutung in der Natur. Sehr schön an den Nahaufnahmen erkennbar sind die eingesetzten Instrumente und die eingefangenen Emotionen der Künstler – das kann man bei Konzerten nicht immer von überall erkennen. ‘Heimta Thurs’ zeigt bisher am besten wie grandios das Lichtkonzept die Atmosphäre der Lieder verstärkt und in ‘Kvit Hjort’ unterstreicht, neben dem weißen Licht, einsetzender Nebel das Gesungene – Gänsehaut baut sich auf und wüßte ich nicht, dass ich zuhause sitze, könnte ich bei geschlossenen Augen fast den besungenen Weißen Hirsch (‘Kvit Hjort’) sehen. Nach ‘Raido’ stimmen WARDRUNA ‘Lyfjaberg’ an, sehr zur Freude des griechischen Publikums und jener, die sich auf “Birna” freuen. Das altnordische Wort bedeutet so viel wie “heilender Berg”. Der Berg ist Teil der nordischen Mythologie und man sagt, er ist von großer Bedeutung als Ort des Trostes, der Heilung der Kranken und Verwundeten. Die ‘Voluspá’ gilt als bedeutendste Geschichte der Edda, umso beeindruckender ist die Solo-Darbietung von Einar, der es schafft, die komplette Bühne mit seiner Aura auszufüllen, großartig. Wer zuhause die Boxen laut hat, der kann zum Beginn von ‘Tyr’ ein leichtes Beben spüren und wird von den eindringlichen Blasinstrumenten beeindruckt sein, die man so auch nicht alle Tage sieht. ‘Isa’ startet mit Female-Vocals, wird dann intensiver sowohl im Sound als auch in Bild und während die Kamera rauszoomt sieht man im Hintergrund die Lichter Athens, den Sichelmond und jenes alte Gemäuer im beeindruckenden Lichtspiel eines WARDRUNA Konzertes. Wolfsgeheul ertönt und Fans wissen, dass nun ‘Grá’, WARDRUNAs Ode an den Wolf folgt. Während die Band auf der Bühne weiter beeindruckend abliefert, klatschen die Zuschauer zu den ursprünglichen nordischen Rhythmen und ich bestaune die hell beleuchtete Kulisse mit offenem Mund und klatsche auch vor dem TV so zieht mich in den Bann, was ich da sehe und höre. Die Intensität nimmt zu, jetzt bringt ‘Runaljod’ die Mauern des Theaters zum Erzittern und die Schatten hüpfen an den Mauern auf und ab. ‘Rotlaust Tre Fell’, ‘Fehu’ und ‘Helvegen’ sind die letzten drei Lieder des Abends auf der regulären Setliste, denn ‘Snake Pit Poetry’ gibt es als Zugabe. Im Abspann sieht man im Zeitraffer, wie sich die Location leert, währenddessen laufen die Credits.

Dieses ursprüngliche, raue und gleichzeitig reine Spektakel von WARDRUNA hätte ich beinahe 2024 live erleben dürfen, leider machte mir die Gesundheit einen Strich durch dieses Vorhaben. Umso schöner, dass die Norweger ihren Auftritt in Griechenland auf DVD/Bluray veröffentlichen und das auch noch in einer solch bedeutsamen Location. Bereits oben habe ich die Performance gelobt, das Zusammenspiel von Gesang, Musik und Licht und ich kann mich dem tosenden Applaus der Zuschauer, die alle aufgestanden sind, zum Klatschen und zum Jubeln, nur anschließen. Ich glaube, das Zusammenspiel der griechischen und nordischen Kulturen und Mythologien hätte nicht besser verknüpft werden können als an diesem Abend. Ich lege euch dieses Live-Album ans Herz und weiße besonders auf die Worte von Einar hin, die er vor ‘Helvegen’ sagt, denn die sollten wir alle im Herzen tragen.

weitere Infos:
Audio: PCM Stereo
Region-code: ABC (free)
BD50
Video format: PAL
Genre: Folk / World Music
FSK: ab 6 Jahre

Tobi Stahl vergibt 9 von 10 Punkten

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