WARBRINGER – WEAPONS OF TOMORROW

WARBRINGER

Titel: WEAPONS OF TOMORROW

Label: NAPALM / UNIVERSAL

Spieldauer: 50:57 Minuten

Im Rheinland sagt man so schön: „Für en Nuddelsopp braucht me zwei Sache: Nuddele, un Sopp.“ Für Thrash Metal gilt dies auch, wenn man auch mit Nudeln und Suppe nicht weit kommen wird. Vielmehr bedarf es unbedingter Attitüde, und echter, Energie freisetzender Aggression. Weder in der Bay Area (wie sich die Zeiten doch ändern) noch in Altenessen wurde einst die feine Klinge des Bildungsbürgertums gefochten: Mut zur Hässlichkeit, Aufruhr war angesagt. Und auch WARBRINGER haben dies nach dem etwas konstruierten Vorgänger „Woe To The Vanquished“ realisiert und ballern im Rahmen ihrer Möglichkeiten wieder aus allen kreativen Rohren, ohne bloß Vorbilder zu zitieren, sondern diese Zitate auch sinnig in Songs verpackend. Am deutlichsten lässt sich dies am Metallica mit Dissection bzw. späte Immortal kreuzenden Siebenminüter (und Albumhöhepunkt) „Defiance Of Fate“ nachvollziehen: man widersteht der Versuchung, „Fade To Black“ in die 2020er zu transportieren, sondern legt stattdessen garstig gekeifte Vocals über die Strophen (in „Heart Of Darkness“ adaptiert man diese Formel jedoch leider und setzt sich so umgehend dem Vorwurf der Selbstkopie aus). Dabei verleugnen Warbringer ihre technische Klasse keinesfalls, sondern bolzen Geschosse wie den Opener „Firepower Kills“ (mit deutlichen Kreator-Anleihen, während der olle Angelripper in „Outer Reaches“ nachhallt) ultratight aus den Boxen. Das Rad erfinden sie dabei mit Holt meets Altus-Riffs der Sorte „The Black Hand Reaches Out“ mitnichten neu, aber die blutig gewürfelten Stimmbändern John Kevills und rasende Abfahrten wie „Unraveling“ sorgen für das rechte Maß an Gefährlichkeit. Das einzige Problem WARBRINGER s ist, dass, ich wiederhole mich, der Thrash Metal ein Genre ist, in dem qualitativ nur noch von absoluten Ausnahmekönnern neue Standards gesetzt werden können und Altmeister wie Exumer die Verwaltung des eigenen Erbes heutzutage auf einem noch etwas höheren Niveau hinbekommen. Zum Einstieg in „Glorious End“ (cooler Song mit Manowar-artigem lyrischem Konzept!) zitiert man somit nicht nur „Orion“ und „Damage, Inc.“, sondern auch die eigenen, unumgänglichen Unzulänglichkeiten. Vielleicht sollte man sich in Zukunft mal darauf konzentrieren, einen entschlackten, mit auf den Punkt gezockten Hits gespickten Vierzigminüter rauszuhauen. Damit wir uns jedoch nicht missverstehen: ein gutes Album, aber noch nicht wirklich die Waffe der Zukunft…

Patrick Müller vergibt 7 von 10 Punkten