Ach Kinder, ich mag ja Glitzer. Und mal ehrlich: wo glitzert es schon schöner als beim ESC?  Der nächste logische Schritt nach dem Eurovision Song Contest, nämlich die Veröffentlichung und die Vorstellung eines neuen Albums, sind die australischen Guardians der Pop-Prog Galaxie VOYAGER mit dem am 14. Juli 2023 erschienen „FEARLESS IN LOVE“  nun gegangen. Das elf Titel starke und knapp 45 Minuten lange achte Album von Danny Estrin ( Gesang) , Simone Dow (Gitarre), Alex Canion (Bass), Scott Kay ( Gitarre) und Ash Doodkorte (Schlagzeug) ist eine äußerst interessante Mischung geworden, die zweifelsohne vom ESC ein Stück weit inspiriert ist und ja: natürlich findet man auch den dort präsentierten Song `Promise` wieder. VOYAGER sagten zu diesem Song, dass sie versucht haben möglichst viele Stile zu mischen um natürlich möglichst viele Menschen anzusprechen, dabei aber versucht haben sich trotzdem treu zu bleiben. Und eigentlich passt dieser Ansatz auch ziemlich gut auf die gesamte „FEARLESS IN LOVE“. VOYAGER muss man mögen, den Drang zur Grenzenlosigkeit, die Reise durch alle Schichten des Lebens und der Musikgeschichte-keine Frage. Sie haben nun das Rad nicht komplett neu erfunden, waren aber trotzdem so mutig innerhalb eines Jahres mit Mischer und Co-Produzenten Matt Templeman ein Album aufzunehmen, das nicht nur Pop mit Prog und Synthesizern mischt, sondern neben eingängigen klaren Refrains auch immer mal wieder mit Growls und knallharten Riffs und Gitarrensoli neben dem Pop-Spektakel daran erinnert, dass ja hier auch immernoch eine Metalband unterwegs ist. Diese Mischung macht „FEARLESS IN LOVE“ durchaus einzigartig. Für mich ist es ein Gute-Laune-Album zur besten Jahreszeit dafür (ich empfehle Knicklichter, Eiswürfel und Strohhalm-Getränke dazu), auch wenn die Texte nicht immer rein positiver Art sind. So geht es im dritten Song `Ultraviolet` darum, dass man die schnell-lebige Welt manchmal anhalten und untertauchen will bzw. auch einfach mal aussteigen muss. In `Prince Of Fire` geht es darum, das man manchmal als der Bösewicht wahr genommen wird, obwohl man nur versucht hat sein Bestes zu geben und in `Lamenting` um das Betrauern vergangener Lieben. Doch spiegelt der Schlussakt mit `Gren (Fearless in Love)`sehr schön wieder, was das Leben lebenswert macht: „Wenn man verliebt ist hat man grenzenlose Energie und Gefühle für eine Person, was einen nahezu unbesiegbar macht. Es gibt aber auch eine große Verwundbarkeit, weil man nämlich überhaupt nicht unbesiegbar ist. Du bist völlig anfällig für extremste Verletzungen und Enttäuschungen. ABER: Es ist etwas sehr Schönes, sich gehen zu lassen und völlig die Furchtlosigkeit zu erleben.“  Es ist ein Ying und Yang, ein Gut und Schlecht, ein Pop und ein Prog Album das die Hand reicht und verbindet, was das Artwork von Ashley Dookorte sehr schön wiedergibt.

VOYAGER  verbinden mit „FEARLESS IN LOVE“ nicht nur Musik sondern auch Menschen und nehmen einen mit auf eine Reise durch die Gesellschaft und deren Belange die vielleicht nicht immer Sinn ergeben und wollen dabei helfen sich im Umgang damit ein bisschen besser zu fühlen. Aber es ist wie immer: Die, die offen für Abwechslung sind, sich selbst und das Leben nicht allzu ernst nehmen (und VOYAGER vielleicht schon vorher mochten) werden „FEARLESS IN LOVE“ feiern, während andere dann vielleicht eher auf dass nächste Album setzen weil dieses etwas zu popig sein könnte.

Judith Kroll vergibt 8,5 von 10 Punkten

HOME