Auch das Jahr 2022 ist nicht schwach an hervorragenden Veröffentlichungen im Metal-Genre. Vielleicht sind es sogar eher die Bands, die man so gar nicht mehr auf dem Zettel hatte, die punkten und überraschen können. Die Norweger von VORBID habe ich im Vorfeld zum Inferno Festival 2018 kennen und schätzen gelernt. Sie zerlegten damals mit ihrem Techno Thrash das Hard Rock Café zu Oslo fachmännisch. Die damals aktuelle Platte hörte auf den Namen Mind und präsentierte ungewöhnlich starken und technischen Thrash Metal. Mit der vorliegenden Langrille „A Swan by the Edge of Mandala“ rücken VORBID ihr Schaffen weiter in den Progressive Metal hinein. Aber Härte und Durchschlagskraft bleiben weiterhin ihrem Portfolio erhalten.

Acht Songs, Spielzeit knapp eine Stunde. Stilistisch bewegen sich VORBID zwischen Vektor, Megadeth, Dream Theater und in wenigen Momenten auch bei Mastodon, Damn the Machine oder Tool. Dem sei allerdings gleich vorausgeschickt, dass insbesondere am keifigen Gesang, der Prog-Traditionalist sein Unwohl verspüren könnte. Allerdings bestreiten die Norweger rund 50 Prozent der Vocals im Cleanbereich.

Musikalisch sind die vier Jungs aus Arendal extrem breit aufgestellt: Thrash Riffs, epische Leads, wahnwitzige Soli, unmenschlich wendiges Drumming und auch ganz besonders melodisches Feingefühl und viele akustische Versatzstücke. VORBID zelebrieren das mit ungeheurer Leichtigkeit und hoher Präzision. Und natürlich durfte auch das nicht fehlen. Im abschließenden Track ‚Self‘ blitzt natürlich ein Saxophon durch. Kein Showstopper, sondern wirklich gekonnt eingebunden.

VORBID machen hier einen Quantensprung im Gegensatz zum schon phantastischen Vorgänger Mind. Konzeptionell  wie auch musikalisch arbeiten sie sich in ganz neue Sphären vor ohne dabei wirklich angestrengt zu klingen. Es bleibt abzuwarten wie sich die Scheibe etablieren wird, denn meines Erachtens liegt hier eine beachtliche progressive Metal Platte vor, die sich nur noch teilweise über das Genre Thrash definieren will.

Wie auch immer, VORBID verleiten mich immer wieder dazu ihre Platte anzumachen. Auch das erscheint mir als gutes Zeichen im Hinblick auf das formidable Ergebnis der vier Norweger. Wirklich gelungen!

Ingo Holzhäuser vergibt 8,5 von 10 Punkten

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