VILLAGERS OF IOANNINA CITY
Titel: AGE OF AQUARIUS
Label: NAPALM / UNIVERSAL
Spieldauer: 65:47 Minuten
Satte 5 1/2 Jahre haben sich die Griechen Zeit gelassen, um „Riza“ einen Nachfolger an die Seite zu stellen. Da kann man schon einmal vergessen, CDs oder Vinyl herstellen zu lassen, aber jetzt wird mit bekanntem Label im Rücken in großem Stile Abhilfe geleistet. Trotz (oder wegen) der Wartezeit wird „Riza“ von einer kleinen Schar Musikliebhaber noch immer nahezu kultisch verehrt. In der Tat fällt auf, dass der wirtschaftlich so gebeutelte Mittelmeeranrainerstaat immer öfter hochinteressante avantgardistische Künstler wie Universe217 oder jüngst Nochnoy Dozor hervorbringt, und „Age Of Aquarius“ ist in diesem inspirierenden Dunstkreis tatsächlich wieder ein Prachtalbum geworden. Von den ersten Kyuss-artigen Akkorden in „Welcome“, die sich fließend in den orgiastisch aufgebauten Titeltrack ergießen, ziehen die Überzeugungstäter ihr Publikum in einen unwiderstehlichen Strudel aus Emotion und höchster, nicht auf technische Perfektion abzielende Musikalität, der auch wieder gezielt auf den Einsatz exotischer Instrumente baut. Derart um die Ecke gedachtes und schräg angelegtes Riffing wie in „Dance Of Night“ oder dem Kyuss mit frühen In Extremo vermählenden „Father Sun“ hört man dank dieses Umstands bei nur sehr wenigen Bands. Zudem bauen die Villagers so mit vordergründig simplen Mitteln wahrhaft voluptuöse Klangkathedralen auf, wie dies einst auch Pink Floyd in ihrer Hochphase vermochten (man höre etwa die Gilmore-Gitarrenlicks in „Part V“). Demnach liegt die durchschnittliche Songlänge ähnlich wie bei Brüdern im Geiste à la Crippled Black Phoenix, Sólstafir oder Pure Reason Revolution bei etwa acht Minuten, wobei man sich in der ersten Albumhälfte mitunter fließenden Stoner-Stoff der Marke „For The Innocent“ (man höre auch den zweiten Teil des „Millennium Blues“) anstatt durchweg getragener Epen wünschen würde. Der Roadtrip (und heimliche Albumhit) „Cosmic Soul“ soll dabei als Beispiel für gediegene QOTSA-Grooves hier nicht unter den Tisch fallen. Diese etwas unglückliche Songreihung stellt zusammen mit dem ausbaufähigen Englisch der Gesangsfraktion die einzigen echten Kritikpunkte dar, zumal das Wörtchen „Psychedelic“ hier nicht mit drögem Gewaber gefüllt wird; vielmehr klingen die Arrangements bei allem hörbar freigelegten Gefühl stets durchdacht. Bockstarkes Werk einer tollen Band, die man, wann immer sich die Gelegenheit bietet, auch live erleben sollte, denn in diesem Kontext versprechen die neuen Stücke ihre ganze Wucht zu entfalten.
Patrick Müller vergibt 8,5 von 10 Punkten