Geographisch gesehen ist West-Indien der Teil der Welt, den die Entdecker um 1500 für Indien hielten. Diese ganzen Inseln in der Karibik wurden von den Kolonialmächten ausgebeutet. Heute sind das immer noch arme Eilande, manche aber sind zumindest touristische Hotspots.

Nennt sich eine Band VESTINDIEN, was darf der Hörer erwarten? Um ehrlich zu sein, ich rechnete mit recht positiven, lebensfrohen und sonnigen Klängen. So kann man sich irren. In diesem VESTINDIEN vorherrschen nämlich die dunklen Töne. Tod uns Verderben, Fäulnis und Verwesung sind meine ersten Gedanken. Da passt schon der Songtitel der ersten Nummer. Denn nur durch den Zerfall abgestorbener Pflanzenteile unter Mitwirkung allerlei Krabbeltiere entsteht ´Humus´, somit neues pflanzliches Leben und am Ende Nahrung für uns. EIn Kreislauf.

Wie nun ist die Musik von VESTINDIEN zu umschreiben? Irgendwo las ich was von Hard Rock, aber noch treffender finde ich den Begriff Doom Rock. Meist, aber nicht nur, langsame düstere Klänge verbinden sich zu finsteren Soundlandschaften und Klangkaskaden. Manchmal setzt man auf Wiederholungen. So wird eine gewisse Ödnis erreicht. Aber auch Kontraste werden geschickt eingesetzt. So findet man ruhige Momente neben harschen, fast tödlichen Ausbrüchen.

Im ersten Moment war ich erschrocken. Das klingt so gar nicht karibisch und lebensfroh. Das klingt so gar nicht nach meiner Rockmusik. Erst auf den zweiten Blick lassen sich die hellen Momente hören. Das kann eine versteckte Melodie sein, ein warmer Orgelsound. Oder ein funky Beat wie in ´Etter Ilden´. Hier wird so weit fernab jeglicher Erwartungen musiziert, dass es kaum überrascht, wie nahe ´I En Hule Under Berget´ an den Fields Of The Nephilim liegt.

Nur falls es wen interessiert, VESTINDIEN kommen nicht von der anderen Seite des Atlantik. Eigentlich kann so etwas nur aus Norwegen kommen. Und wer nicht genug bekommen kann, der drei Jahre alte Vorgänger ´NULL´ dürfte zumindest im Stream zu entdecken sein.

Mario Wolski vergibt 9 von 10 Punkten

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