VARIOUS ARTISTS – HARD & HEAVY LIVE AUS DEN TANZGASTSTÄTTEN UND KULTURHÄUSERN DER DDR

VARIOUS ARTISTS

Titel: HARD & HEAVY LIVE AUS DEN TANZGASTSTÄTTEN UND KULTURHÄUSERN DER DDR

Label: German Democratic Recordings

Spieldauer: 230 Minuten Minuten

VÖ: 16. November 2024

35 Jahre ist es her, dass die DDR unter dem Druck von Bürgerrechtsbewegung und Freiheitsdrang einfach kollabierte. Die ganzen Bands des Landes, auch die der Hard’n’Heavy Szene waren plötzlich nicht mehr gefragt. Man konnte ja jetzt die Originale erleben. Sodom statt Biest – sozusagen.

Bisher war ich der Meinung, es dürfte nichts Neues mehr zu finden sein, was Ostbands so aufgenommen haben. Nicht zuletzt durch die 5-CD-Box unter dem Titel „Amiga Heavy Metal“, oder die guten Veröffentlichungen zu Formel 1 oder MCB. Und schwuppdiwupps kommt der Herr Rosenberg von German Democratic Recordings. Hat er doch nach intensiver Recherche Livemittschnitte des Rundfunks der DDR aus Archiven und privaten Sammlungen ans Licht geholt. Diese wurden von Patrick W. Engel, selbst ein Veteran der Ost-Szene ehe er zum Soundguru wurde, in seinem Temple of Disharmony restauriert und gemastert.

In den Linernotes berichtet er, dass er zu Teilen auf private Mitschnitte auf Kassette zurückgreifen musste, die Fans während der Radioübertragung gemacht haben. „Diese seltenen Mitschnitte lagen uns teilweise nur in mono sowie in mittelmäßiger Qualität vor, was den damals erhältlichen Gerätschaften und dem teilweise minderwertigen Tonband-Material geschuldet ist.“ Dank heutiger Technik hat er das bestmögliche Ergebnis erzielt.

Zu hören sind Ausschnitte aus zehn Konzerten verschiedener Bands zwischen 1984 und 1988. Die meisten Aufnahmen entstanden in der Tanzgaststätte Zwei Linden im sächsischen Görlitz. Stilistisch geht die Reise von eher vermeintlich biederen Klängen von REGENBOGEN oder FORMEL 1 bis hin zu den schon thrashbeeinflußten BIEST.

Nicht nur die Aufnahmen sind irgendwie neu. Ich bin in der DDR aufgewachsen und pubertiert. Ich habe hier diese Musik für mich entdeckt. Trotzdem sind zwei Bands vertreten, die ich bisher nicht kannte. Den Namen VANTOM habe ich wohl schon mal gelesen, aber auf eine Band namens NA UND hätte ich wohl eher nicht reagiert.

In der DDR galt eigentlich die Regel, dass Musikprogramme zu 60% Musik aus den sozialistischen Bruderländern gespielt werden soll. Ich erinnere mich, dass DJs, fühlten sie sich unbeobachtet sich nicht daran hielten. Und auch Metalbands haben sich bei Konzerten nicht an diese Regel gehalten. Schließlich waren sie auch Dienstleister, die die Fans mit Songs von Priest, Maiden, Metallica oder Slayer versorgten. Allerdings hört man davon hier nichts. Klar, war es doch bestimmt, im Rundfunk öffentlich gespielt zu werden. Ganz ohne westliche Smasher geht es aber dann doch nicht.

Mehr will ich hier gar nicht verraten. Nur so viel noch, Hendrik Rosenberg erzählt noch einiges in seinen Liner-Notes. Und bei mir persönlich hat dieses schön verpackte Stück Musikgeschichte auch Jugenderinnerungen geweckt. BIEST war eine der ersten Bands, die ich live erleben durfte. Unser Ziel war mit einiger Regelmäßigkeit das „Erbgericht“ in Putzkau. Hier, unweit des Bahnhofs, direkt unter dem Eisenbahn-Viadukt war einer der Treffpunkte die Heavys der Region. Hier haben wir zu ´Crash Trash´ abgehottet und das ´Grab Im Moor´ mitgesungen.

Heute läuft diese Kompilation, die Kopfhörer auf den Ohren, um die Familie nicht zu stören, genieße das ´Hard Feeling´ und habe ´Rock’n’Roll Die Ganze Nacht´. Und würde mich nicht wundern, wenn sich nicht noch mehr Juwelen fänden.

Mario Wolski vergibt keine Bewertung