VANDERLINDE – THE WAY I AM WIRED

VANDERLINDE

Titel: THE WAY I AM WIRED

Label: Snakebite Records

Spieldauer: 53:50 Minuten

VÖ: 21. Februar 2025

Zwanzig Jahre VANDERLINDE gibt es dieses Jahr zu feiern. Und wie feiert es sich besser, als mit einem neuen Album? Die Truppe aus Groningen um den Sänger, Songwriter und Instrumentalisten Arjan van der Linde läßt sich nicht lumpen und kommt mit gleich dreizehn neuen Liedern. Ihr neuntes Album ist für mich ein neuer Höhepunkt in der Diskographie der Band.

Geboten wird entspannter Rock. VANDERLINDE klingen verdammt entspannt. Ich staune immer wieder, dass sie es schaffen, mitten im Winter die Sonne scheinen zu lassen. Die beiden Vorgänger „Entering The Circus“ und „Muy Rico“ sind ebenfalls in der dunkleren Hälfte des Jahres erschienen. Beide haben es geschafft, ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Bei beiden zauberte die Band Licht ins Zimmer. Und ins Herz des Hörers.

Trotz persönlicher Texte klingt alles leicht und luftig. Feine Rocker, die gut zu einer Autofahrt passen, wechseln sich ab mit sanft-gefühlvollen Balladen. Eine knarzige E-Gitarre hat ebenso viel Wert, wie ein perlendes Piano. Die Mundharmonika darf scharfe Akzente setzen. Streicher sorgen für einen blütenweichen Teppich.

Arjan lebt seit gut zwanzig Jahren seinen Traum. Oft genug auf der Straße. Viele ihrer Konzerte spielen VANDERLINDE in Deutschland. Hier sind sie mit größter Regelmäßigkeit auf den Bühnen zwischen Pfalz und Lausitz anzutreffen. Das merkt man der Scheibe an. Die Songs kommen doch recht schnell und ohne Umwege auf den Punkt. Das schließt die klangliche Opulenz sicher nicht aus.

In einem Rocker wie ´In My Head´ kann sich bestimmt fast jeder wiederfinden. Geht es doch darum, was einem so in der Rübe rumgehen kann. Wie sich Gedanken auf den Weg machen, sich verirren, mit einem persönlicherem Hintergrund von Arjan. „The way I’m wired, I blow up in the middle, I’m not tired, just lose my cool a little. Ticking time bomb ‚til I solve the riddle in my head„.

Mit ´Never Been To San Francisco´ gehen VANDERLINDE auf Wegen und Gedanken, die Udo Jürgens schon gegangen ist. Die Wehmut, die Sehnsucht ist mit jeder Note zu hören. Ohne, dass der Hörer runtergezogen wird. Echte Trauer verbreitet ´I Think I Slowly Slip Away´. So müssen sich Menschen fühlen, wenn die Demenz in ihrem Kopf die Oberhand gewinnt. Als Außenstehender ist das kaum nachzufühlen. Wie ist das, wenn alle Erinnerungen schwinden? Wenn man nahe Menschen nicht mehr erkennt? Irgendwie kann fast jeder das irgendwo miterleben, in der Familie, manche auch im Beruf. Da schüttelt man vielleicht den Kopf. Oder lacht gar, im schlimmsten Falle über den anderen. Aber verstehen, nachfühlen, wer kann das schon?

Ich könnte noch viele andere Songs hier ausbreiten. Das verträumte ´Stars At Night´. Das hardrockende ´Don’t Say A Word´. Aber eigentlich muss sich jeder selber ein Bild machen. Es lohnt sich.

 

Mario Wolski vergibt 8,5 von 10 Punkten