VA – BLACK WAVES OF ADRENOCHROME/THE SISTERS OF MERCY TRIBUTE

VARIOUS ARTISTS

Titel: BLACK WAVES OF ADRENOCHROME/THE SISTERS OF MERCY TRIBUTE

Label: METALVILLE RECORDS

Spieldauer: 66:43 Minuten

Mit Tribute-Alben ist es ja immer so eine Sache. Und wenn es dann auch noch um eine Institution mit einem solchen Kultstatus wie The Sisters Of Mercy geht, kann aus Bewunderung schnell Blasphemie und aus Huldigung eine Art Verunglimpfung werden. Und dass jedes Kind die dargebotenen Songs kennt oder gar zu seinen Favoriten zählt, macht die Sache auch nicht gerade einfacher. Ebenso die Tatsache, dass es sich wahrlich nicht um die erste Sisters-Cover- bzw. Tribute-Platte handelt.

Hier versuchen sich also einige eher unbekannte Bands, aber auch ein paar Größen der Gothic- und Metal-Szene an Neuinterpretationen verschiedener Sisters-Klassiker. Und um es vorwegzunehmen: das machen sie im Durchschnitt eher schlecht als recht. Insbesondere die etablierten Kombos tun sich erstaunlich schwer, besonders gelungene Tracks abzuliefern.

Während In Extremo´s Dudelsack-Version von ‚This Corrosion‘ zumindest noch originell und unterhaltsam ist, schaffen es Cradle Of Filth und Atrocity, ihre Fassungen von ‚No Time To Cry‘ und ‚More‘ komplett zu verhunzen. Paradise Lost gelingt immerhin eine solide, wenn auch etwas schwachbrüstige um nicht zu sagen langweilige Bearbeitung von ‚Walk Away‘.

Vier Tracks sind in doppelter Neuinterpretation vorhanden, was aufgrund des vorhandenen Repertoires der britischen Gothic-Pioniere verwundert, jedoch den Vorteil der direkten Vergleichbarkeit der Ergebnisse eröffnet. So zeigen die serbisch-ungarischen Gothic Doomer Nevergreen in Sachen ‚More‘ wie es gemacht wird und die ‚This Corrosion‘-Fassung der Schweden Maryslim feat. Jyrki69 kann sich ebenso hören lassen. Auch bei ‚Temple Of Love‘ liefern die Regensburger Melodic Deather Deadlock einen weitaus besseren, da frischeren und abwechslungsreicheren, Job ab als die etablierten Crematory. Das Duell zwischen Essen’s Finest Kreator und dem schwedischen Tausendsassa Dan Swanö in Sachen ‚Lucretia My Reflection‘ würde ich mal als Unentschieden werten, da beide wenigstens etwas wagen und versuchen, die Balance zu finden zwischen Komfortzone verlassen und dem Original den eigenen Stempel aufdrücken.

Die besten Leistungen, wenn auch zugegebenermaßen jeweils relativ nah an der Vorlage orientiert, liefern routinierte, in der Gothic-Szene verwurzelte Gruppen ab. Als da wären die Slowenen Frown (‚Heartland‘), Deaonia aus den Niederlanden (‚Alice‘), die Dreadful Shadows aus Berlin mit einem intensiven ‚1959‘ sowie die Kölner Goth ’n’ Roller Columbia Obstruction Box mit einer vertretbaren Version des Alltime-Klassikers ‚Marian‘.

Michael Gaspar vergibt 6,5 von 10 Punkten