URIAH HEEP – 50 YEARS IN ROCK BOXSET

URIAH HEEP

Titel: 50 YEARS IN ROCK

Label: BMG / SANCTUARY

Spieldauer: 1000+ Minuten

In der Vorweihnachtszeit schlägt meist die Stunde der Boxset-Fanatiker. Gerade bei den großen Künstlern der 60er und 70er sowie mittlerweile auch der 80er Jahre gehört es zum guten Ton, einzelne Klassikeralben mit opulenten Boxsets zu würdigen (wie etwa kürzlich Motörhead mit „Ace Of Spades“ oder Black Sabbath mit „Paranoid“) oder aber mehr oder minder umfangreiche Werkschauen zur Verfügung zu stellen. Wie der Titel „50 Years In Rock“ bereits verrät, handelt es sich bei diesem Stück um eine die Karriere der britischen Institution URIAH HEEP umspannende Box, die durch den Tod Ken Hensleys vor einigen Wochen, so zynisch es ist, noch größeres Interesse wecken dürfte.

Zunächst einmal finde ich selbst den Ansatz, Fans und Einsteigern einen reellen Gegenwert mit einem möglichst umfassenden Karriereüberblick zu gewährleisten, lobenswert. Anstatt einzelne Alben mit einer vollkommen übertriebenen Anzahl an Gimmicks und Boni zu überfrachten und zu horrenden Preisen anzubieten, kann man sich so in das Schaffen einer Band vertiefen. Als Vorbild für CD-Boxen dienen mir dabei Grobschnitts „79:10“ sowie insbesondere Wishbone Ashs „The Vintage Years“, die beide auf geschmackvolle und ästhetisch ansprechende Art und Weise aufgearbeitet und auch verarbeitet wurden.

„50 Years In Rock“ krankt leider an konzeptionellen sowie ästhetischen, sprich: haptischen Defiziten. Die Alben URIAH HEEPs bis einschließlich „Living The Dream“ sind hier sämtlich vertreten, jedoch leider in völlig unbefriedigenden Cardsleeves. Zudem hat man teilweise, wie etwa im Falle der beiden ersten Alben „Very ‚Eavy, Very ‚Umble“ sowie „Salisbury“ gar zwei Alben auf eine CD geflanscht und dabei mitunter gar die Cover im Layout übereinander gelegt – äußerst unschön. Dabei hat man im eigenen Katalog bereits ein Beispiel, wie es besser geht: in der kleinen, aber feinen Box „You Can’t Keep A Good Band Down – The Miniatures 1970-1976“ werden die ersten 7 Alben als Vinyl-Replicas im Digisleeve angeboten (s.a. Triumphs „Diamond Collection“). Diese Variante ist optisch deutlich ansprechender. Darüber hinaus haben Paul Newton, Ken Hensley, Mick Box sowie Lee Kerslake noch ihre jeweiligen Faves auf je einer CD zusammengefasst. Dies wäre als Gimmick eine nette Idee gewesen. Leider hat man die CDs zudem nicht einmal in eine Plastikschlinge eingefasst, sodass sie beim Öffnen der Box bereits in selbiger herumfliegen.

Warum man darüber hinaus gerade „The Magician’s Birthday“ in neuem Roger Dean Layout als Gatefold Vinyl beilegen musste, bleibt schleierhaft. Die beiden soliden Kunstdrucke in Pappe zu diesem Album sowie „Demons & Wizards“ (mit je dem originalen und überarbeitetem Artwork auf Vorder- und Rückseite) gehen in Ordnung. Das reich mit Tourprogrammen und Livefotos bebilderte Booklet kommt mit vier kurzen Vorworten der Protagonisten daher – enthält aber ansonsten keinerlei Infos zur 50jährigen Bandgeschichte. Auch dies ist zu wenig, um Fans erfreuen zu können. Hier bieten die Peaceville-Werkschauen wie etwa von My Dying Bride oder Candlemass deutlich mehr value for money.

Alles in allem wurde mit „50 Years In Rock“ eine historische Chance verpasst: einer britischen Classic Rock-Institution ein würdiges Denkmal zu setzen. Man hätte schlicht eine Vinyl- sowie eine CD-Box auf den Markt bringen, diese mit einem umfangreichen Booklet mit Bandhistory versehen und so einen wirklichen Gegenwert für’s Geld bieten sollen, auch wenn gerade eine Vinyl-Box dann sicher deutlich teurer geworden wäre. Im Falle von „50 Years In Rock“ befriedigt der Kauf der immerhin auch bei 150 Euro liegenden Sammlung jedoch nicht wirklich und es bleibt ein fader Nachgeschmack, denn hier geht leider Quantität über Qualität.

Patrick Müller vergibt keine Bewertung