UNDER RUINS – AGE OF THE VOID

UNDER RUINS

Titel: AGE OF THE VOID

Label: FHM Records

Spieldauer: 45:40 Minuten

VÖ: 02. Mai 2025

Sei willkommen Schwermut! Umfange mich mit deinen dunklen Schwingen!

Markus Ullrich ist kaum ein Unbekannter. Vieles hat er uns geschenkt. Er hat mit Septagon und Lanfear in Thrash und Prog Metal rumgerüpelt. Mit Them erzählt er uns Geschichten in der Tradition von King Diamond. Und nun schlägt er mit UNDERR RUINS wiederum neue Wege ein. Wege, die durch episch doomige Gefilde führen. Das ist nicht ganz überraschend, denn eine Zeitlang hat er beim Kodex bei Livekonzerten an den sechs Saiten ausgeholfen. Wobei UNDER RUINS ganz sicher keine Abklatsch des Kodex ist.

Was ist selten sage, das Intro ist stimmig, ohne ´MDCCCXVI´ würde etwas fehlen. Und damit beginnt eine Reise ins Jahr 1816. In dieses Jahr führt uns der Opener ´Eighteen Hundred and Froze to Death´. So nannte man es im englischen Sprachraum. Achtzehnhundertunderfroren nannte man das Jahr hierzulande. Nach dem Ausbruch des Vulkans Tambora irgendwo in Indonesien legte sich ein Schleier aus Staub und Asche um den Erdball, der die Sonne verfinsterte. Es folgte ein ungewöhnlich kalter Wetterverlauf. Unwetter und Regen vernichtete die Ernten, Hungersnöte brachen aus. Solche Zeiten waren in der Geschichte aber immer auch besonders kreative Zeiten für die Künste. So steht „Wir machten Brot aus Stroh“ neben „and painted the skies with blood“ neben „und Mary erschuf ein Monster„.

Die Reise geht weiter. ´Lost Amidst the Unfathomable Abyss´, doch ich fühle mich so gar nicht verloren. Sänger Nuno Miguel de Barros Fernandes etwa macht es mir sehr leicht, ihm zu folgen. Er strahlt mit seiner glockenklaren Stimme. Überstrahlt gar manche harsche Gitarre mit seiner melodischen Kunst. Egal, welchen Song man hört, durch das Album zieht sich eine gewisse dunkle Atmosphäre. Nicht schwarz, nicht trostlos. Dafür voller Melancholie. In ´Moonlit Requiem´ gar voller Trauer. Voller Trauer und dennoch tröstlich. Man blickt zurück, erinnert sich. Es geht nahe. Gerade heute. Vor vier Wochen feierten wir noch den 85. Geburtstag unserer Nachbarin. Da war sie guter Dinge, freute sich des Lebens. Heute morgen, drei Schlaganfälle später, erfahren wir, dass sie verstorben ist. Es schmerzt, wir werden sie vermissen. Ihr Lächeln, wenn wir ihre Einkäufe in die Küche gebracht haben, wird fehlen. Und doch ist da Trost.

Die Musik von UNDER RUINS ist ziemlich bildhaft. Markus erwähnte Caspar David Friedrich als Inspiration. Als Cover hätte man auch ein Bild von Turner wählen können. Ich sehe Bilder eines anderen Malers vor mir. Der Franzose Hubert Robert mit seinen Ruinen gilt als ein Entdecker des Sublimen in der Kunst. Der Reisende entdeckt eine Ruine. Erforscht sie. Bewundert das Erhabene. Schrecken und Ehrfurcht stehen knapp nebeneinander. Das Gefühl, das dieser Maler bei mir auslöst, das lösen auch UNDER RUINS in mir aus. Gänsehaut. Begeisterung.

Atlantean Kodex habe ich live nur einmal und nur von der Seitenlinie gesehen. Bei einem Auftritt UNDER RUINS werde ich mich direkt vors Tor stellen, um keine Note zu versäumen. Versprochen.

Mario Wolski vergibt 10 von 10 Punkten