Wenn am 12. April das neue Album “Battle Ballads” aus dem nordischen Hause von TÝR veröffentlicht ist, sind seit dem gefeierten Werk “A Night At The Nordic House”, auf dem sich die Färinger mit einem Symphonieorchester zusammen getan hatten, fast zwei Jahre ins Land gegangen. Damals brachte Bandgründer und Frontmann Heri Joensen zwei der Musikformen zusammen, die er am meisten liebt – Folk und Klassik – und verband sie mit dem Stil von TÝR.

Joensen:
Es gibt einen Grund, warum klassische Musik klassisch genannt wird. Es ist die klassische Art, sie zu spielen. Und es entstehen diese epischen Sounds, die perfekt zu der Art von Metal passen, die wir mit TÝR machen. Daher sind alle neuen Songs vollständig orchestriert.

Das neue Album “Battle Ballads” ist also orchestriert und folgt auf den Langspieler “Hel”, der vor fünf Jahren veröffentlicht wurde. Die “Battle Ballads” handeln von “galoppierenden Rössern, klirrenden Schwertern und hart erkämpften Siegen”. Doch schon jetzt sei gesagt, dass diese “Schlachtballaden” nichts mit Balladen wie “Nothing Else Matters” oder ähnlichen Songs zu tun haben. Dass dem so ist konnte man schon während den beiden Singles ´Axes´ und ´Hammered´ hören.

Joensen stellt klar:
Es gibt definitiv zwei Versionen einer Ballade. Viele Leute denken an Hair Metal, wenn sie an Balladen denken. Wir betrachten hier Balladen im mittelalterlichen Sinne. Abgesehen von ein paar sanfteren Teilen auf dem Album handelt es sich hier um reinen Heavy Metal mit einigen Folk- und klassischen Einflüssen. Ich bin mir nicht sicher, wie man es genau nennen würde – Power Metal, Viking Metal, Folk Metal. Es passt immer noch sehr gut zu dem, was wir machen, nur fühlt es sich größer und mehr wie diese großen Klanglandschaften an.

Die Orchestrierung der zehn Lieder wurde in England von einem dort lebenden dänischen Kollegen gemacht, Lars Winther heißt der Künstler. Winther berücksichtigte das Tempo der Tracks, achtete auf den Ton und fügte Geigen, Bratschen, Celli, Holzbläser und Hörner zu den traditionellen Rockinstrumenten hinzu. Den finalen Schliff für “Battle Ballads” gab es dann tatsächlich in Dänemark. Jacob Hansen war das Mastermind, das den endgültigen Mix fertigte, über den wir heute sprechen!

Mit ´Hammered´ starten wir in “Battle Ballads” und das wie angekündigt kraftvoll, dynamisch und keinesfalls im Stile der Balladen diverser Hair Metal Bands. Temporeich feuern TÝR auch in ´Unwandered Ways´ um sich und liefern starke Gitarrensoli. Hymnisch wirds in ´Dragons Never Die´ und die Chöre, die dem Track etwas Episches verleihen, suchen ihresgleichen – absolut genialer Song zum Mitsingen. Ob man bei Konzerten während ´Row´, dass mit Screams von Frontmann Joensen eingeleitet wird, als Fan auch tatsächlich mitrudern kann wird sich noch zeigen, ein bisschen das Gefühl sich auf der rauen Nordsee zu befinden bekommt aber schon beim anhören des Songs. Wenn man sich “Battle Ballads” auf Vinyl gönnt ist die Ode ´Torkils Døtur´ der finale Song auf Seite A. Im Bariton Stil gehalten handelt ´Torkils Døtur´ von Verlust und ist in eine tragende Melodie gepackt, die sich gegen Ende des Songs wandelt und durch die zunehmende Geschwindigkeit an Tragik gewinnt – sehr starker Abschluss der ersten Hälfte von “Battle Ballads”. Seite B wird mit ´Vælkomnir Føroyingar´ eröffnet, dass genauso in Landessprache gehalten ist wie der vorherige Song. Der Unterschied in den Liedern ist, dass ´Vælkomnir Føroyingar´ fröhlich anmutet und der Name des Liedes übersetzt “Willkommen Freunde” bedeutet. Kriegerisch mutet ´Hangman´ an, bei dem TÝR erneut auf Chöre setzen und so dem Song noch mehr Atmosphäre verleihen, die er durch seine Power und den Gesang von Joensen ohnehin schon hat. Nach dem bereits bekannten ´Axes´ geht es mit Titelsong ´Battle Ballad´ auf die Zielgerade und ´Causa Latronum Normannorum´ beendet “Battle Ballads” nach 41 Minuten genauso stark, wie es mit ´Hammered´ gleich wieder starten wird, wenn ich mir die nächste Runde dieses, nach “Hel” erneut großartigen, Albums anhören werde.

“Battle Ballads” ist ein Album, das sich mit der Nordsee vergleichen lässt. Es liegt ihm ein rauer Charakter zugrunde, der gepaart ist mit wilden Stürmen auf der einen, peitschenden Riffs und donnernden Drum-Attacken auf der anderen Seite und wird begleitet von einer ruhigen, teilweise sanften und atemberaubenden Schönheit. Der raue Charakter ist hierbei der Heavy Metal Anteil auf “Battle Ballads” und die Orchestrierung bildet die Schönheit ab, die sich beim Anhören der Scheibe offenbart, die auch Vibes aus “A Night At The Nordic House” enthält. TÝR bringen mit “Battle Ballads” eine Scheibe raus, die ihren treuen Fans sicher gefallen wird und mit ihrer besseren Zugänglichkeit auch jene überzeugen könnte, denen die vergangenen Werke zu progressiv waren. Mir gefällt auch die Orchestrierung richtig gut, von der es nicht zu viel und nicht zu wenig, genauso verhält es sich mit dem Anteil der Folk-Vibes!

Tobi Stahl vergibt 9 von 10 Punkten

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