TURBID NORTH – THE DECLINE

TURBID NORTH

Titel: THE DECLINE

Label: EIGENVERÖFFENTLICHUNG

Spieldauer: 43:26 Minuten

VÖ: 20. Januar 2023

Noch selten habe ich einen solch merkwürdigen aber zugleich auch ansprechenden und einzigartigen Stilmix wie bei den Texanern von TURBID NORTH. Wobei Texas, genauer gesagt Fort Worth,  auch hier nur die Wahlheimat darstellt, da das Trio ursprünglich aus North Pole, Alaska stammt. Aufgrund der fehlenden Szene zog man kurzerhand in den Süden um. „The Decline“ ist der vierte Output der Band und wird ohne Label veröffentlicht.

Nun zur Musik. Meine Einschätzung kann in jedem Fall nur ein grober Anhalt sein, aber TURBID NORTH verstehen es aufs vortrefflichste Post Metal, Thrash, Sludge, Hardcore, Death Metal und Grind miteinander zu verbinden. Uralte Mastodon treffen auf Today is the Day, Cult Leader, Crowbar, Misery Index, Morbid Angel aber auch auf modernen Thrash etwa im Stile Machine Heads. Irre wie hochemulgiert das Ganze vorgetragen wird, als hätte es nie Genregrenzen und deren Befindlichkeiten gegeben. Ungeheure fette Riffs, ein variantenreiches Powerdrumming und kehliger und brachialer Gesang bestimmen das Soundbild. Bleibt ‚Eternal Dying noch recht verhalten legen ‚The Oppressor‘ und ‚Slaves‘ den Furiositätshebel um. Sich auftürmende Riffkaskaden entladen sich in mächtige Prügelparts.

Mit doomigem Sludge der Marke Baroness und Mastodon mäandert ‚Live over Death‘ durch den Tonwald, der sti(h)lecht gegen Ende von einer Blasteruption umgesägt wird. Den Schwung nehmen sie mit um hernach in bester Rotten Sound Manier weiterzuprügeln. Die Blastbeats sind dabei so mächtig und präzise, diese Wucht und Brutalität ist einfach nur bedrohlich. Kurze Zeit später streifen TURBID NORTH dann schon wieder durch Stoner Rock Gefilde als wäre nichts gewesen. Unglaublich heavy zelebrieren sie ein fast neunminütiges Instrumental, eine Werkschau, die alle musikalischen Einflüsse und Elemente komponiert. Auch an der Solofront darf man dieses Album vorzeigen ohne das man als Frickelei diskreditiert wird. Dem guten, alten Thrash Metal wird bei ‚A Dying Earth‘ auch sehr ordentlich gefrönt. ‚Time‘ sludged sich dann nochmal als mächtiger Monolith, der alles zerstört, diese Album zu beschließen. Gleichsam gefühlvoll verharrend aber mit einem alles und jeden vernichtenden Blast am Ende. Phantastisch.

Meine Entdeckung des Jahres bislang. Was abwechslungsreicheres und mächtigeres kam mir in den letzten Jahren nur selten zu Ohren. Druckvoll produziert und einfach ein brutaler 43-minütiger Koloss aus Schmutz, Sprengstoff und Titan. Großartig! Und hört euch die Leistung am Schlagzeug an. Live ebenfalls eine Macht!

https://turbidnorth.bandcamp.com/album/the-decline

Ingo Holzhäuser vergibt 9,5 von 10 Punkten