TRICK OR TREAT – CREEPY SYMPHONIES

TRICK OR TREAT

Titel: CREEPY SYMPHONIES

Label: SCARLET RECORDS

Spieldauer: 49:51 Minuten

VÖ: 01. April 2022

Hatte mich die letztjährige Songsammlung “The Unlocked Songs“ der italienischen Metalband TRICK OR TREAT ob ihres zusammengestückelten Charakters trotz erkennbar guter Ansätze und Highlights noch weitgehend kalt gelassen, überzeugt das kauzig-reflektierte Quintett mit ihrem neuen Output “Creepy Symphonies“ auf ganzer Linie und hat ganz sicher einen Fan hinzugewonnen.

Der neue Dreher bietet abzüglich Intro neun brandneue Songs, unter denen vom typisch italienischen Euro Power/Speed Metal über einige intensiv-gefühlvolle Powerballaden und bis zur monumentalen zwölfminütigen Abschluss-Suite alles vertreten ist.

Hinzu kommen launige, oft nicht ganz ernst gemeinte und doch pointierte und gesellschaftskritische Lyrics, mit denen es lohnt sich näher zu beschäftigen. Sowohl Texte als auch Musik sind von erfrischender, hochansteckender, beinahe kindlich-naiver Einfachheit, Fröhlichkeit und Leichtigkeit.

Inhaltsreiche und wichtige Botschaften werden in frische, moderne und packende Kompositionen mit grandiosen Refrains und mitreißenden Soli verpackt. Während der ultra-eingängige Titelsong von „Swombies“ und dem persönlichen, gruseligen Helloween handelt, wird der im fluffigen `Have A Nice Judgement Day` besungene „jüngste Tag“ zurecht als durch Klimawandel, Kriege und Viren verursacht und ausgelöst dargestellt.

Das zuckersüße `Crazy` handelt von geplatzten Lebensträumen und dem Gefangensein im Hamsterrad des (oft auch noch falschen) Berufs. `Escape From Reality` schlägt in eine ähnliche Kerbe und rät dazu, auch mal der Realität zu entfliehen und seine Träume konsequent zu verfolgen.

Das hymnische `Falling Over The Rainbow` berichtet vom Gefühl, niemals wirklich glücklich und zufrieden mit seinem Leben zu sein. Die rührende Ballade `Peter Pan Syndrome (Keep Alive)` ermahnt den Hörer, sich das innere Kind zu erhalten und sich an den kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen.

Das Thema der elektronischen, modernen und im positiven Sinne simplen Hymne `Queen Of Likes` dürfte klar sein, zwei Highlights sollen aber noch folgen. Zum einen die schmachtende Power-Ballade `April`, welche einer gewissen April O`Neill (Hauptfigur aus Teenage Mutant Ninja Turtles) gewidmet und genial aus der Sicht des unglücklich verliebten Donatello und an seinen Crush adressiert verfasst ist.

Wer oder was das Thema des abschließenden, beinahe zwölfminütigen Epos `The Power Of Grayskull` ist, dürfte leicht zu erraten sein. Musikalisch handelt es eigentlich um mehrere Songs in einem, denn es entwickelt sich nach hymnisch-getragenem Beginn, dann Power Metal pur, im Mittelteil symphonisch-progressiv mit wilden Leads und epischen Chören, immer wieder zusammengehalten vom fantastischen Chorus, ein mitreißender Schlusspunkt.

In diesem Sinne: “Set Eternia Free!”

Michael Gaspar vergibt 9 von 10 Punkten