TONY MARTIN
Titel: THORNS
Label: BATTLEGOD PRODUCTIONS
Spieldauer: 49:11 Minuten
Der britische Sänger TONY MARTIN ist nach einem gewissen Ozzy Osbourne der zweitdienstälteste Sänger von Black Sabbath. Damit ist er für solche Klassiker wie “The Eternal Idol“ (1987), “Headless Cross“ (1989) und “Tyr“ (1990) sowie eines meiner Lieblingsalben, nämlich das sträflich unterbewertete “Cross Purposes“ (1994) mit verantwortlich. Nun legt er sein neues Soloalbum “Thorns“ vor.
Die Gitarren und die Rhythmusfraktion, Gitarrist und Co-Songwriter Scott McClellan, die beiden Bassisten Magnus Rosen (Hammerfall) und Greg Smith sowie Drummer Danny Needham (Venom), bereiten das oldschoolige Heavy Metal-Fundament, auf dem der Sänger sich genüsslich und hochklassig austoben darf.
Das Organ des Meisters zeichnet sich durch jede Menge Power, Volumen und ein gerüttelt Maß Theatralik aus. Seine Gesangsleistung ist aber vor allem nach wie vor frisch und energiegeladen und legt haufenweise Gefühl und Leidenschaft an den Tag.
Überdies sind die elf neuen Songs interessant und facettenreich und bieten jede Menge stilistische Vielfalt. Darüber hinaus halten sie die ein oder andere musikalische Abwechslung und Überraschung bereit. Der Opener und als Vorabsingle veröffentlichte Track ‚As The World Burns‚ kommt recht klassisch und traditionell daher, während das sechsminütige, epische ‚Book Of Shadows‘ über hymnische Chöre und ein Synthiesolo verfügt ehe ‚Run Like The Devil‘ an US-Power Metal erinnert.
‚Crying Wolf‘ beginnt akustisch und wird dann von der Hammondorgel dominiert, bevor das grandiose ‚Damned By You‘ durch Saxophonklänge verblüfft. ‚No Shame‘ ist ein sehr straighter Rocker und das intensive ‚This Is Your Damnation‘ stellt einen Ausflug in bluesige Gefilde dar.
‚Nowhere To Fly‘ startet langsam und steigert sich hin zum fantastischen Chorus. Das packende ‚Passion Killer‘ ist der wohl härteste Song der Scheibe und der abschließende Titelsong ein getragenes, eindringliches Duett mit Pamela Moore, vielseitige US-amerikanische Singer-Songwriterin bekannt von Queensryche’s „Operation Mindcrime“.
Diese elf „Dornen“ sind scharfkantig, manchmal blutig und schmerzlich, doch die Blumen, an denen sie wachsen, sind auch farbenfroh und wunderschön anzuschauen. Oder weniger blumig ausgedrückt: richtig guter Silberling mit elf hochklassigen Tracks, deren stilistischer Reichtum und emotionaler Tiefgang dem Hörer allerdings einiges abverlangen. Oder ganz kurz: Tolle, fesselnde und abwechslungsreiche Scheibe!
Michael Gaspar vergibt 8,5 von 10 Punkten