Ich stelle jetzt einmal eine These auf, die mir gar nicht so gewagt vorkommt. Als dieses Album 1980 erstmals erschien, da musste es fast untergehen. Die Zeit von Prog, Psych und Kraut war da schon vorbei. Wer was auf sich hielt, der hörte Punk, war schon im Metal oder feierte die New Romantics. Aber die Musik der frühen 70er war abgeebbt und gestrig. Nur wenige Getreue hielten noch an diesem Sound fest. Genug aber, dass „This Way“ nicht ganz in Vergessenheit geraten ist. Das originale Vinyl wird sogar mittlerweile zu höchsten Preisen gehandelt.

Umso besser, dass Golden Core hier zugegriffen haben, um die Musik von TONIC auf Vinyl und erstmal auch auf CD zuu normalen Preisen verfügbar zu machen. Aber solche Ausgrabungen haben bei diesem Label schon fast Tradition, denn hier konnte man auch schon Iris oder Floating Opera entdecken.

TONIC stammten aus dem Raum Stuttgart. Von ihnen erschien nur dieses Album auf dem Peak Label, hinter dem Musiker der Band Eulenspygel steckten. Nach der Veröffentlichung tauchten die meisten Bandmitglieder noch bei der Gruppe Tiefste Provinz, da gibt es auch nur ein Album, auf. Nur Saxophonist Michael Draskowitsch ist noch viele Jahre als Sessionmusiker auf diversen Alben aktiv.

„This Way“ enthält völlig aus der Zeit musizierten psychedelischen Kraut Rock mit starkem Akzent auf Saxophon und Flöte. Es geht nicht immer ganz geradeaus. Dafür bleibt es immer spannend. Manche Momente erinnern an The Moody Blues oder Barclay James Harvest. Insgesamt aber haben TONIC einen recht eigenständigen Sound entwickelt. Ein paar Jahre früher hätten sie sicher mehr eingeschlagen. Und heute, mehr als vierzig Jahre später, haben sie die Chance, das zumindest ansatzweise nachzuholen.

Neudi hat wirklich ein großes Talent, fast vergessene Juwelen auszugraben und der Vergessenheit zu entreißen. Fans einschlägiger Bands sollten hier wieder zuschlagen. Bisher gab es wohl kaum ein Re-Release im Hause Golden Core, dass sich nicht gelohnt hätte, zumindest anzutesten. Mit TONIC wird diese Reihe nun fortgesetzt.

Mario Wolski vergibt 8 von 10 Punkten

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