TIMO TOLKKI´S AVALON – THE ENIGMA BIRTH

TIMO TOLKKI´S AVALON

Titel: THE ENIGMA BIRTH

Label: FRONTIERS MUSIC

Spieldauer: 58:43 Minuten

Neben vielen weiteren Projekte und Solo-Scheiben des Ex-Stratovarious-Klampfers ist “The Enigma Birth“ bereits das vierte TIMO TOLKKI´S AVALON-Album. Wie gehabt zelebriert der Meister melodischen, durch üppige Gitarren-Leads, -Melodien und -Soli geprägten Power Metal der schnelleren Sorte. Im Vordergrund stehen dabei natürlich die Gitarrenarbeit und die Leistung der acht Sänger, die der finnische Saitenhexer sich zur Umsetzung seiner zwölf Kompositionen ins Studio eingeladen hat. Wie schon bei Silverlake by Esa Holopainen fällt jedoch auf, dass Gitarristen offensichtlich gönnen können. Denn sowohl der Rhythmussektion als auch den Synthies und Orchestrierungen wird ausreichend Platz zur Entfaltung gegeben und beide haben ihre besonderen Momente.

Bei Songwriting und Aufnahmen wurde Tolkki wie bereits beim Vorgänger “Return To Eden“ von Gitarrist und Produzent Aldo Lonobile (Secret Sphere, Sweet Oblivion, Archon Angel) unterstützt. Dabei ist kompositorisch auf jeden Fall ein durchgehender roter Faden zu erkennen und wir haben es mit einer homogenen Scheibe zu tun, der man anhört, dass alle Tracks aus der gleichen Feder stammen. Wie immer ist das bei Alben mit diversen Vokalisten so eine Sache. Wegen der verschiedenen Sänger ist für fast jeden was dabei, es ist aber auch unwahrscheinlich, dass jedem alle Stücke gefallen.

Mir geht es hier ebenso, weshalb ich mich mal auf die durchaus nicht wenigen herausragenden, weil besonderen oder besonders gelungenen, Stücke beschränken werde. Den Anfang macht der norwegische Sänger PelleK, dessen teilweise sehr hoher Gesang beim Titelsong sicherlich nicht jedermanns Geschmack trifft, nichtsdestotrotz zweifelsohne Bewunderung verdient. Herausragend sind darüber hinaus die beiden Tracks mit Shootingstar Raphael Mendes (Icon Of Sin). ‘Master Of Hell’ sticht dabei mit seinem grandiosen Refrain, der unmittelbar im Kopf bleibt, das ebenfalls sehr gute ‘Beauty And War’ in Sachen Eingängigkeit und Wumms noch ein wenig aus. Marina La Torraca (Phantom Elite, Exit Eden) glänzt bei der hymnischen Ballade ‘Another Day’ ebenso wie der Maestro mit Breitwand-Melodie und einem langen, irrwitzigen Solo.

Fabio Lione (Rhapsody, Angra, Eternal Idol) darf ebenfalls direkt auf zwei Stücken sein Können beweisen. Während ‘Dreaming’ eine annehmbare Power-Ballade ist, könnte das grandiose, hyperschnelle und mega-eingängige ‘Without Fear’ ohne weiteres aus der Feder seiner italienischen (Ex-)Kollegen stammen. Meine absoluten Favoriten sind jedoch die beiden auf der Scheibe enthaltenen Duette. Dabei ist Unleash The Archers-Frontfrau Brittney Hayes in beiden Fällen mit von der Partie. Das geheimnis- und kraftvolle ‘Memories‘, bei dem sie gemeinsame Sache mit Caterina Nix (Chaos Magic) macht, zog mich schon beim ersten Durchlauf in seinen Bann. Die zweite Vorabsingle ‘The Fire And The Sinner’ haute mich dann vollends aus den Socken. Hayes´ Stimme harmoniert perfekt mit der von Jake E. (Ex-Amaranthe, Cyrha) und spätestens der göttliche Chorus verursacht dauerhafte Ganzkörper-Gänsehautmomente. Alles in allem eine atmosphärisch und musikalisch äußerst gelungene Scheibe mit viel mehr Licht als Schatten.

Michael Gaspar vergibt 7,5 von 10 Punkten