THEM – FEAR CITY

THEM

Titel: FEAR CITY

Label: SPV/STEAMHAMMER

Spieldauer: 47 Minuten

VÖ: 28.10.2022

Prolog:
Anfang Mai dieses Jahres spielt Septagon beim ACFM-Festival und legt dort (fast im wahrsten Sinne des Wortes) alles in Schutt und Asche. Dies ist die Band von Gitarrist Markus ‚Ulle‘ Ulrich mit dem ich vor dem Gig gemütlich im Backstagebereich sitze und plaudere. Wir kommen auf seine zweite Band THEM, Ulle zückt sein Handy und schickt mir deren neues Album „Fear City“ in Echtzeit per Mail.

Willkommen in Angst Stadt:
Dementsprechend hatte ich im letzten halben Jahr die Möglichkeit „Fear City“ wirklich intensiv kennenzulernen. Es gibt ein paar Veränderungen bei THEM, die ich dadurch gut verpacken konnte, bevor ich mir ein Urteil machte. Zunächst einmal gab es einen Besetzungswechsel hinter den Kesseln: Angel Cotte (Demolition Hammer) verließ die Band und wurde durch Steve Bolognese ersetzt. Zwar könnte man denken, dass ein Tier wie Angel unersetzbar ist, aber wenn man sich die Liste der aktuellen (Death Dealer & Ross The Boss) und vor allem ehemaligen (u.a. Into Eternity & Witherfall) Arbeitgeber des Neuen anschaut, kann man erahnen, was der Typ für eine Hausnummer ist. Steve liefert auf „Fear City“ jedenfalls richtig ab und passt perfekt ins restliche Starensemble. Hört euch zum Spaß einfach mal den Anfang von ‚191st Street‘ an und ihr werdet keine Fragen mehr haben. Die beiden Markuse, Ulle und MJ (=Markus Johansson), sind eh ein Weltklasse-Gitarrentandem und Troy Norr ist auch jenseits des King Diamond`schen Falsetts, das er gar nicht mehr so häufig einsetzt (zum Beispiel in ‚Death In The Downtown Metro‘, dem härtesten THEM-Stück ever!) ein äußerst variabler Sänger. Ulles Spezis aus seligen Lanfear-Zeiten, Alex Palma am Bass und Richie Seibel an den Keyboards, komplettieren das aktuelle THEM-Line-Up und machen ebenfalls einen klasse Job.

Zurück in die Zukunft:
Natürlich handelt es sich bei „Fear City“ abermals um ein Konzeptalbum in dessen Mittelpunkt der Protagonist der ersten drei Alben KK Fossor steht. Nachdem die erste Trilogie auf dem letzten Album „Return To Hemmersmoor“ abgeschlossen war, ist das New York im Jahre 1981, also über ein Jahrhundert später, nun Schauplatz einer wilden Verfolgungsjagd. Wie beim Kultfilm „The Warriors“ (1979) macht immer wieder eine weibliche Sprecherin Durchsagen über KK Fossor im Radio und auch sonst hat man irgendwie eine gute dreiviertel Stunde lang das Gefühl sich in einem John Carpenter-Film wie „Escape From New York“ (1981) zu befinden. Zwar geben THEM immer noch Vollgas und hauen sogar noch brachialer als bisher in die Thrash-Kerbe, aber durch den verstärkten Einsatz von Synthies wird teilweise in der Tat eine gewisse Achtziger-Atmosphäre geschaffen. Das beste Beispiel dafür ist sicher die bereits vorab veröffentlichte Single ‚Retro 54‘ mit ihren Reminiszenzen an diese goldene Dekade. Oder kommt Euch der Beginn „If you`re feeling down, depressed and lonely…“ etwa nicht bekannt vor?!

Epilog:
Während ich diese Zeilen tippe, schreibt Ulle sicher bereits fleißig am nächsten THEM-Album und wir dürfen alle gespannt sein, wohin es KK Fossor dann verschlagen wird: Paris, Mumbai, Rio – Hauptsache der Zylinder sitzt. Musikalisch scheint es ohnehin für diese Truppe keinerlei Grenzen zu geben, wie das neuneinhalb-minütige ‚The Crossing Of Hellgate Bridge‘ auch hier wieder eindrucksvoll beweist.  ‚Stay tuned…‘

Alex Fähnrich vergibt 9 von 10 Punkten