THE SPLIT – REMINISCENCES

THE SPLIT

Titel: REMINISCENCES

Label: SLOVAK METAL ARMY

Spieldauer: 56:32 Minuten

Schöne Überraschung. Rezensent zu sein, heißt ja häufig, die Büchse der Pandora zu öffnen und sich selbst mit allem musikalischen Übel der Welt zu übergießen. Umso netter ist es doch, wenn man ein neues Album hört, und das ist dann bunt, toll und wundervoll. THE SPLIT aus Olmütz, Tschechien, haben mit „Reminiscences“ so eine kleine Wundertüte abgeliefert. 2018 gegründet von Drummer Zdeněk Čepa Čepička und Gitarrist Mirek Řezníček (der unter anderem auch in einer Porcupine-Tree-Tribute-Band spielt), später vervollständigt durch Bassist Mira Mik Valouch, präsentieren hier ein paar Veteranen des (mir völlig unbekannten) tschechischen Prog-Undergrounds ein tolles Stück Prog-/Post-Metal.

Der Opener „Ancestral Signs“ gibt dabei gleich den Weg vor, von wilder aber ungemein grooviger Schlagzeugarbeit (die Bassdrums, wow) vorangetrieben, steigert sich der Song über 8 Minuten hin zu einer meterdicken postigen Wall of Sound. Bei dem folgenden „Trapped“ variieren THE SPLIT gekonnt Tempo und Stimmung, auch unterstützt durch die unterschiedlichen Stimmen der beiden Gastsänger/-innen, der eher zart-ätherisch vortragenden Hana Vajčnerová und dem kraftvoll intonierenden Lukáś Krhánek. Beim zweiteiligen „Annual Rings“ wird die Handbremse angezogen, hier fühlen die Ohren sich durchgehend an ruhige Porcupine Tree erinnert. In „November Days“ wird wieder das bewährte Wechselspiel aus hart und zart perfektioniert. Am besten gefallen THE SPLIT, wenn sie instrumental als Power-Trio from Hell von der Leine gelassen werden. So kann der vorletzte Instrumental-Track „Chain Reaction“ wirklich Alles, was des Prog-Metal-Fans Herz begehrt. Und damit nicht genug, sozusagen als Bonus, werden abschließend die beiden ersten Tracks in einer 16-minütigen Instrumental-Abfahrt nachgelegt. Und das ist keine Abzocke, sondern aufgrund der Virtuosität der Musiker ein Mehrwert.

Insgesamt liefern THE SPLIT mit „Reminiscences“ aus dem Nichts ein erstes echtes Prog-Metal-Highlight im noch jungen Jahr 2021. So lasse ich mich gern überraschen.

Dirk Eckhard vergibt 9 von 10 Punkten