THE MAVERICKS – MOON AND STARS

THE MAVERICKS

Titel: MOON & STARS

Label: Mono Mundo Recordings

Spieldauer: 42:26 Minuten

VÖ: 17. Mai 2024

Obwohl THE MAVERICKS ursprünglich aus Miami stammen, ich fühle mich beim Genuss von „Moon & Stars“ erinnert an meinen Aufenthalt in Texas vor vielen Jahren. Gegründet 1989, haben sie eine ganze Reihe Alben schon gemacht, das letzte erst 2020 „En Espanol“. Mittlerweile in Nashville lebend, wurden sie früh entdeckt. Ihr Tex-Mex-Einschlag war sicher auch ein Grund, dass sie mit ´Foolish Heart´ auf dem Soundtrack von „From Dusk Till Dawn“ auftauchten. Als ich zugriff, war mir das so gar nicht klar, was ich mir auf die Ohren holte.

Und ich bekam ´The Years Will Not Be Kind´. Das ist für mich irgendwie erstmal nicht der ideale Opener. Mit dem Akkordeon im Hintergrund klingt die Nummer doch erstmal sehr melancholisch, um auf ein Album einzuladen. Die gewollt monotonen Flöteneinwürfe haben was vom Pfeifen einer Dampflokomotive, die Fiddle holt irgendwie auch den Balkan ins Klangbild. So klingt eigentlich Abschied, was uns THE MAVERICKS zu Begrüßung anbieten.

´Live Close By (Visit Often)´ ist dann doch eine Runde fetziger. Sänger Raul Malo hat für dieses Stück mit Nicole Atkins eine kongeniale Duettpartnerin. Die von Bläsern angetriebene Nummer erzählt der Definition von Beziehungsglück und reiht sich ein zwischen Joe Bonamassa und den Highlight von „Still Got The Blues“. Das Tanzbein schwingt automatisch, das Grinsen ist unausweichlich. Warum habe ich eigentlich diese Band nie wirklich wahrgenommen? Der folgende Titelsong klingt wie ein Song der Fifties, vor Augen hat man den Helden, der mit seiner Braut in den Sonnenuntergang reitet. Und alles was folgt, sehen nur Mond und Sterne.

Zu ´Look Around You´ hätte man vor gut 50 Jahren sicher eine Art Engtanz praktiziert. An den Bläsern hier haben sicher auch Fans von Chicago oder Blood Sweat & Tears ihre Freude. Bei ´And We Dance´ fällt mir tatsächlich oben genanntes Zombie-Gemetzel wieder ein, Irgendwie ist das ein Stück, das auch im Titty Twister gut aufgehoben wäre. Und zum Trompeten-Intro von ´Without A Word´ sieht man „El Mariachi“  in die Stadt einziehen, den Gitarrenkoffer in der Hand. ´Overnight Succes´ motiviert dann zu einer zünftigen Runde Square Dance.

´Here You Come Again´ mit seinem elegischen Saxophon klingt nach Autofahrt auf einem einsamen Highway. Ein ganz kleines bisschen denke ich an „Baker Street“, den großen Hit von Gerry Rafferty. Ob das gewollt ist oder nicht, das tut nichts zur Sache, denn die Nummer erzeugt einfach nur Wärme. ´A Guitar An A Bottle Of Wine´ erinnert, mit wie wenig man wirklich glücklich sein kann, wie wenig man wirklich braucht. Alles ist in Ordnung mit Essen, Trinken und Musik. Die USA waren immer schon ein Schmelztiegel der Kulturen, so verwundert es nicht, das ´The Name Of The Game´ (leider kein ABBA-Cover), ein wenig russisch klingt. Auch kein Cover ist ´Turn Yourself Around´ bringt aber eine mächtige Schlagseite von Beatles und Beach Boys mit.

Jeder Song hier ist anders, so vieles kommt zusammen. Und doch passt am Ende alles. Rock, Country, Tex-Mex, aus diesen Elementen und vielen anderen Einflüssen zaubern THE MAVERICKS ein eingängiges, freundliches, tanzbares Stück Musik. Ja, es ist schon ein weiter Blick über den Tellerrand. Doch einer, den ich sicher noch öfter genieße. „Moon & Stars“ ist auf seine Art Weltmusik im besten Sinne. Weil in ihrer kleinen Welt irgendwie doch die ganze Welt Zuhause ist. So wird der Mikrokosmos THE MAVERICKS zu einem Makrokosmos aus vielen Welten.

Und die DVD von „From Dusk Till Dawn“  werde ich auch mal wieder ausgraben. Aber das ist eine andere Baustelle.

Mario Wolski vergibt 9 von 10 Punkten