Mit Eleven Pictures oder Atomic Swing hatte Schweden bereits lange vor dem großen Retroboom Bands zu bieten, die im Spannungsfeld aus Classic und Indierock ihr Glück suchten. Im Sound der aus dem Süden des produktiven Landes stammenden THE HAWKINS liegt der Fokus schon allein aufgrund der einschmeichelnden Stimme Johannes Carlssons meist auf letzterer Komponente, auch wenn Stücke wie „Stones“ deutlicher dem in Skandinavien momentan so ausgiebig gehuldigten klassischen Rock anhaften, wenn auch mit immer wieder deutlich zutage tretendem Popappeal. Jedenfalls tobt sich Carlsson in sonnigen Freudenspendern wie „Hilow“ oder „Mynah“ mit teilweise wirklich lesenswerten Texten irgendwo zwischen My Chemical Romance, The Strokes und Fair To Midland aus, während die Kollegen dem instrumentalen Fundament die nötige Bodenhaftung verpassen.

Dabei wird immer wieder auf zwingende Hooks sowie schlüssig-pfiffige Arrangements geachtet („Cut Moon Bleeds“), aber auch die Kunst der ramoneschen Eruption („Roomer“ und „Minuette“) beherrschen die Jungspunde recht ansprechend. Jedoch stößt ein wenig auf, dass die Platte etwas durchkonstruiert und somit beinahe schon ZU erwachsen und professionell wirkt, anstatt mitunter auch mal den inneren Iggy von der Leine zu lassen. Allerdings soll der Band hier nicht aus ihrer Reife ein Strick gedreht werden: „Silence Is A  Bomb“ ist ein starkes Stück Musik, dem jedoch zum Verhängnis werden könnte, dass es zwischen vielen Stühlen sitzt. Ansonsten haben THE HAWKINS durchaus das Zeug dazu, mit kleinen Hits wie „Libertine“ ein breiteres Publikum anzusprechen.

Patrick Müller vergibt 7,5 von 10 Punkten

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