THE BEAUTY OF GEMINA – SKELETON DREAMS

THE BEAUTY OF GEMINA

Titel: SKELETON DREAMS

Label: TBOG/ALIVE

Spieldauer: 60:31 Minuten

Zwei Jahre nach dem hoch gelobten “Flying With The Owl“ steht das neunte Studioalbum der Band um Michael Sele, Sänger, Gitarrist und Kopf der Schweizer in den Läden und wartet auf diejenigen, die mit Melancholie und Eigenwilligkeit etwas anfangen können. Zwölf neue Tracks, die irgendwo im breiten Spektrum des Gothic Rocks und Darkwaves angesiedelt sind aber Ausflüge in andere Gefilde nicht scheuen. Zusätzlich haben es ein eigener Remix und einer der seltenen Coversongs auf das Album geschafft.

THE BEAUTY OF GEMINA stehen auf “Skeleton Dreams“ für Facettenreichtum und nicht wirklich aufdringliche aber dafür warme Songs. Nach einer OP am Herzen vielleicht noch etwas mehr als zuvor.Extrem nachdenklich und manchmal fast zerbrechlich wirkt Seles Stimme 2020 auf den oft verträumt wirkenden Songs. ‘Maybe God Knows‘ ist ein langsames bluesiges, minimal instrumentiertes Stück, das erst beim Refrain friedvoll und „genregemäß“ daherkommt. Bei ‘Resurgence‘ fühlt sich der Hörer durch die ungewöhnliche Strophe unwillkürlich an Nick Cave erinnert, bis der melodische Refrain eben genau die besagte Stimmung wieder zurückbringt. ‚‘I Come To Grief‘ oder auch ‚Rainbow Man‘ schlagen in die gleiche Kerbe: ein im Vordergrund stehender ruhiger Gesang im Erzählstil auf ein wenig Blues-Gitarre und eine sehr spät einsetzende, nur minimal unterstützende, Rhythmusabteilung: „Indie-Blues“ sozusagen.

Ganz im Gegensatz steht da ein uptempo Darkwave-Song wie ‘Dark Suzanne‘, der von der Bassmelodie getragen wird und schlicht aber gut an 80er Sounds erinnert. Dazu kommen die weitgehend tiefen Vocals, die die geistige Rückkehr in die nebelverhangen Clubs längst vergangener Zeiten, perfekt machen. Dazu passt die Sisters Of Mercy Coverversion von ‚Nine While Nine‘ oder auch ’Apologise’ das zwar auch mit den 80er Riffs- und Darkwave-Strukturen spielt aber wesentlich offener bzw. lebensbejahender klingt. ‘Where has it all Gone’ ist gleich in zwei Versionen auf dem Album vertreten. Die „Originalversion“ baut sich langsam immer weiter zu einem ruhigen aber treibenden Gothstück auf. Der sogenannte Desert Mix wartet mit zusätzlichen Synthiesounds auf, die die Kontrolle übernehmen und den Charakter des Stücks noch weiter in Richtung „Tanzbarkeit“ schieben. Ich sagte ja schon:  Facettenreichtum.

Egal, welche Richtung Sele auch immer auf dem Album einschlägt, stets ist seine Stimme sehr präsent, poetisch und oft auch das dominante Element. Die Melodien sind vertraut und eingängig und schaffen es dabei doch die verschiedenen Stilrichtungen und Stimmungen zu vereinen und gleichzeitig überraschend zu bleiben.

Sven Bernhardt vergibt 7,5 von 10 Punkten