TEMPLE OF DREAD – BEYOND ACHERON

TEMPLE OF DREAD

Titel: BEYOND ACHERON

Label: Testimony Records

Spieldauer: 45:40 Minuten

VÖ: 11. August 2023

Ich war im letzten Jahr in Ostfriesland im Urlaub und es zieht mich auch dieses Jahr dahin. Die ostfriesische Insel Spiekeroog werde ich aber nicht besichtigen, da die Überfahrt schweineteuer ist und selbst ein Hund, der ins Handgepäck passt, ein Vermögen kostet. Ich kann aber wohl bestätigen, dass dort ein zähes Völkchen lebt, seit Ewigkeiten den harten Winterstürmen trotz und dem das raue Nordseeklima nichts anhaben kann. Ich mag an den Menschen im Norden auch, dass sie wenig reden, dafür sind sie Männer und Frauen der Tat, was den Urlaub als Stadtmensch noch erholsamer macht. Nun könnte man fragen, warum ich dort Urlaub mache, um mir dann TEMPLE OF DREAD reinzuziehen, die mit ihrem Death Metal mindestens ganz Spiekeroog und Niedersachsen beherrschen, wenn ich doch Ruhe haben möchte. Ganz einfach: mehr Authentizität geht nicht und wo wäre der bessere Ort, um die vierte Planierraupe “Beyond Acheron” zu rezensieren? Richtig, einen besseren Ort gibt es nicht.

Das Old School Trio um Front-Raubein Jens Finger, den Gitarristen/Bassisten Markus Bünnemeyer und Schlagzeuger/Keyboarder Jörg Uken möchte ihre Spielart des Death Metal geradlinig fortsetzen, aber auf “Beyond Acheron” mehr Fokus auf die cineastischen Aspekte ihres Sounds legen. Wie das klingt werden wir euch natürlich berichten. Lyrisch soll es wieder splattern, dabei wurden TEMPLE OF DREAD von ihrem Freund und Meister des Wortspiels, dem Psychologen Frank Albers, unterstützt, der erneut intelligente und blutige Texte kreiert. Diese spielen in der Antike und haben Mythen/Geschichten als Grundlage, in denen Ikarus, Vulkan, Hades, Kleopatra und Marcus Antonius alias Mark Anthony eine Rolle haben – “Beyond Acheron” ist aber kein Konzeptalbum. Das passende Coverartwork stammt vom italienischen Künstler Paolo Girardi und bildet den Fährmann ab, der den Seelen der Toten hilft, den Fluss Styx in die griechische Unterwelt Hades zu überqueren – vorausgesetzt, sie haben eine Münze, um die Überfahrt zu bezahlen – fast wie auf Spiekeroog. Das ist schon eine geile Sache mit den Mythen und wie sie schon vor dem ersten Anhören des Albums eine Atmosphäre stricken, der man sich schlecht entziehen kann.

“Beyond Acheron” wurde im Soundlodge Tonstudio aufgenommen, das TEMPLE OF DREAD-Drummer Jörg Uken besitzt und betreibt. Dort nahmen DEW-SCENTED, GOD DETHRONED, OBSCENITY, SUICIDAL ANGELS und WARPATH bereits Abrissbirnen auf. Ich bin sehr gespannt auf “Beyond Acheron” das im sechsten Jahr nach Bandgründung das vierte Album nach “Blood Craving Mantras” (2019), “World Sacrifice” (2020) und “Hades Unleashed” (2021) ist. Let´s fetz, sprach der Frosch…!

Der Fährmann ruft im Intro `Charon’s Call´, bevor wir mit ´Beyond Acheron´ in die griechische Mythologie und ins Album eintauchen. Krass stark liefern die Jungs schon im ersten Song ab, seien es die brettharten Gitarren, die heftigen Drums oder diese rauen Vocals, bei der selbst die Nordsee an ihren stürmischsten Tagen den Hut ziehen würde. ´World Below´ kommt mit schönen Neckbreaker-Passagen und legt Düsternis über den Hörer, die ihn auch während der, teilweise melodischen, Todeswalze ´Damnation´ fest umklammert und mit einer starken instrumentalen Phase verwöhnt. Nach dem siebeneinhalb minütigen “Düster-Monster” geht´s in ´Dance of Decay´ wieder knackiger zu Werke, auch ´All-Consuming Fire´ ist ein Nackenbrecher und sorgt Phasenweise für Schleudertraumas. Nach kurzer “Stille” bricht ´The Plague´ aus den Boxen aus und flext mit seinen heftigen Gitarren alles weg, was im Weg steht. ´Carnality Device´ geht ebenfalls richtig steil, ein kurzes, aber sehr heftiges, Intermezzo gibts mit dem 133-sekündigen ´Asebeia´, dass soviel bedeutet wie “Gottlosigkeit” bedeutet. Der finale Song heißt ´Hades´, wie der König der Untoten, beziehungsweise das Reich, in dem er herrscht und ist komplett instrumental gehalten.

Mit “Beyond Acheron” bleiben TEMPLE OF DREAD ihrem Stil wie zuvor angekündigt treu, haben trotzdem mehr Düsternis, mehr drückende Dunkelheit an Board, als im Vorgänger und wirken musikalisch reifer. Ihr aktueller Stil ist ein richtig geiler und vermag es den Hörer zu fesseln. Speziell auf “Beyond Acheron” gelingt das musikalisch wie lyrisch und lädt ein mit Liedblatt vor dem Plattenspieler (es gibt richtig schnieke Vinyl-Variationen) zu verweilen, den starken Riffs zu lauschen, zu den Bässen die Fäuste in die Luft zu schleudern und mit Sänger Jens mitzugröhlen.

Tobi Stahl vergibt 8,5 von 10 Punkten