T.G. COPPERFIELD – ALL IN YOUR HEAD

T.G. COPPERFIELD

Titel: ALL IN YOUR HEAD

Label: timezone Records

Spieldauer: 38:34 Minuten

VÖ: 21. Februar 2025

Ich finde es immer wieder gut, dass auch (oder gerade) in der Rockmusik Bands und Musiker auftauchen, die eine Meinung haben und auch äußern. Künstler, die sich inhaltlich mit gesellschaftlichen Themen beschäftigen. Und ich meine nicht Combos, die sich wider Impfung und für Remigration äußern. Sondern ich meine jene, denen die Umwelt, die Welt, die Menschen wirklich am Herzen liegen. Gerade heute schient mir das noch nötiger als lange. Andererseits haben Axxis schon 1989 mehr Umweltschutz eingefordert. Ohne nachhaltige Wirkung, wie man heute merkt.

Umso wichtiger, dass es Mucker gibt wie T.G. Copperfield. Sein Name, ein Pseudonym?, spielt für mich auf Dickens an und dessen „David Copperfield“. Darin hat Dickens die Lebensumstände der unteren Schichten im England seiner Zeit angeprangert.

T.G. COPPERFIELD denkt auf seinem neuen, seinem insgesamt zwölften, Album darüber nach, wie „Gedanken zu Worten werden. Und Worte zu Taten. – Jede Hassrede, alles Unrecht erwächst aus einem singulären Gedanken, der sich wie ein fauler Samen ins Bewusstsein pflanzt und -genährt von Angst, Gier oder Unsicherheit- seine giftigen Früchte in die Welt hinausträgt.“ Ich frage mich gerade, was für giftige Gedanken einen Fritze Merz umtreiben.

Genug des Überbaus, kommen wir zur Musik. Bislang war mir nicht so richtig klar, dass auch in Deutschland richtig gute Blues und Blues Rock Musiker daheim sind. Denn das, was T.G. COPPERFIELD mit seinen Mitstreitern hier abliefert, hat echt Klasse. Geradlinig nach vorne, erst einmal die Beine antreibend. So tanzt man, ehe man überhaupt einen Blick auf die Texte hat. Es groovt wie Hölle. Dennoch klingt alles locker und leicht, so wie der lässige Gesang. Trotzdem bleibt ein dunkler bluesiger Unterton. In ´Redemption Blues´ etwa, das vom menschlichen Selbstmitleid erzählt. „Let it rain on me„, aber schuld sind immer die anderen. Grandios auch der Hauch „From Dusk Till Dawn“ der in ´Have Mercy On Me´ sich verbreitet.

Ganz aktuell ist er natürlich mit ´World War III´. Den sehe ich irgendwie auch vor der Tür stehen. Auch ich denke „This is not my world war III´. Auch ich spüre diese Ohnmacht, wenn ich die Nachrichten verfolge. Die Konsequenzen aus diesen Gedanken muss natürlich jeder für sich selbst ziehen. Das beginnt beim Umgang mit Russland und Ukraine und endet im Nahen Osten.

Letztes Highlight ist für mich ´The Needle Hit The Groove´. Dieser herrliche Groove, dieser herrlich verschrobene Text. Dazu eines, nein DAS schönste Gitarrensolo der ganzen Scheibe. Ganz ehrlich, ich höre nicht gar so oft Blues, aber diese Scheibe dürfte doch öfter in meiner Playlist auftauchen.

Einen der Beteiligten möchte ich unbedingt noch erwähnen. Martin Meinschäfer, Musiker und Produzent aus dem sauerländischen Arnsberg, hat hier eine hervorragende Arbeit abgeliefert. Mittlerweile weiß ich, er ist Fachmann für diese Klänge. Er produziert ja auch Henrik Freischlader. Auch seine eigenen Alben sind nicht zu verachten, wie das letztjährige „Ring Frei!“ unter dem Banner Meinschäfer & Baader, das gleichfalls auf eine entspannte Art aktuelle Themen anlangt. Aber erst einmal hört rein, was „All In Your Head“ passiert. Oder zumindest passieren könnte.

Mario Wolski vergibt 9 von 10 Punkten