SYLVAINE – EG ER FRAMAND (EP)

SYLVAINE

Titel: EG ER FRAMAND (EP)

Label: SEASON OF MIST

Spieldauer: 28:10 Minuten

VÖ: 22. März 2024

SYLVAINE ist das 2013 in Oslo gegründete Solomusikprojekt der norwegischen Multiinstrumentalistin Kathrine Shepard. Bis heute hat sie vier Studioalben veröffentlicht und erhielt als erste Frau eine Nominierung für das beste Metalalbum bei den norwegischen Grammy Awards.

Entgegen ihrem gewohnten Sound aus Folk, Black Metal und Blackgaze Elementen, drückt die Künstlerin bei ihrer vorliegenden neuen “Eg Er Framamd“ EP (deutsch: „ich bin ein Fremder“) ihre große Natur- und Heimatverbundenheit mit Bearbeitungen von sechs, teilweise sehr alten, und in diversen Versionen existierenden, norwegischen Folksongs zum Ausdruck.

Im Mittelpunkt der Stücke steht die wunderschöne, zarte Stimme der Sängerin, eindringlich, intensiv und beruhigend zugleich. Statt Black Metal wird hier also Folk mit Dark Ambient Attitüde mit ätherischen Vocals und sehr reduzierter Instrumentierung geboten.

Es entsteht ein faszinierendes Klangerlebnis wie aus einem Guss, teilweise beinahe meditativ und spirituell. Insbesondere Shepards Gesang präsentiert sich bei Stücken wie dem uralten `Dagsens Augo Sloknar´ (1891) fesselnd und begeisternd, mal nur gehaucht bis geflüstert, mal kraftvoll, klar und hell.

Für die Instrumentalbegleitung sorgt über weite Strecken nur die Orgel der Kampen Kirche im Osloer Stadtteil Gamle, wo die Musikerin oftmals während ihres Studiums auftrat und nun die Aufnahmen der EP erfolgten. Außerdem meine ich neben akustischen Gitarren Harfe, Cello und Violinen herauszuhören.

Die meisten Lieder verfügen über norwegische Lyrics, während das beeindruckende `Arvestykker´ (deutsch: „Erbstücke“) mit seinem mehrstimmigen Gesang sowie das geheimnisvolle `Tussmørke´ (deutsch: „Dämmerung“) gänzlich ohne Text auskommen.

Der abschließende, mitreißende Titeltrack, eigentlich ein Song des norwegischen Folksängers Arve Moen Bergset von 1987, habe SYLVAINE vom ersten Tag, da sie ihn hörte, nicht mehr losgelassen und fortan begleitet.

Fazit: eine hinreißende, knapp halbstündige Scheibe zum Träumen, für eine relaxte Auszeit auf dem Sofa, eine kurze Meditation oder einen entspannten Waldspaziergang.

Michael Gaspar vergibt 8 von 10 Punkten