SVALBARD
Titel: THE WEIGHT OF THE MASK
Label: NUCLEAR BLAST RECORDS
Spieldauer: 44:19 Minuten
VÖ: 06. Oktober 2023
Die britische Post Hardcore/Post Metal Band SVALBARD präsentiert ihr viertes Studioalbum “The Weight Of The Mask“. Die stilistische Einordnung der Truppe fällt ebenso schwierig wie spannend aus, wird hier doch wild zwischen den Hochzeiten Metal, Hardcore und Blackgaze getanzt.
Oftmals wird der Stilmix der Truppe aus Bristol auch als Hardcore Punk, Crust Punk, D-Beat (Discore, Discrust, Crustbeat), Melodic Hardcore oder Blackened Hardcore bezeichnet. Eine Kombination von Elementen des Post-Rock, Crust Punk und Black Metal (Tempo und Vocals) kann man auf jeden Fall unmittelbar ausmachen.
Doch da ist noch, mehr, denn insbesondere die späteren Alben seit “It’s Hard To Have Hope” (2018) stehen noch mehr für Metal sowie ausladende atmosphärische und Shoegaze Elemente.
Shoegaze kombiniert ätherische Vocals mit Schichten verzerrter Gitarren(effekte) mit langen, dröhnenden Riffs, Verzerrungswellen und Kaskaden von Rückkopplungen und erzeugt so einen Klang, bei dem die Instrumente kaum voneinander zu unterscheiden sind.
In der Kombination mit Black Metal Komponenten wird das dann als Fusions-/Subgenre Blackgaze genannt. Die agressiven, mit Hardcore Shouts und Punk Power versetzten Vocals und allgegenwärtige Blastbeats sorgen bei SVALBARD dafür, dass Gesang und Melodien nicht in den Gitarrenwänden verschwinden, was den besonderen Reiz der Sache ausmacht.
Die Band besteht aus den drei Gründungsmitgliedern Leadsängerin/Gitarristin Serena Cherry, Co-Leadsänger und Rhythmusgitarrist Liam Phelan und Drummer Mark Lilley sowie Bassist Matt Francis (2012 dazugestoßen). Seit 2014 wurden alle SVALBARD Outputs von Lewis Johns (Ranch Production House, Southampton) produziert, den die Truppe sogar schon mal als ihr fünftes Bandmitglied tituliert.
So auch die neue Scheibe, welche zudem auch noch Violinen in den SVALBARD Cocktail einführt, welche von Rhythmusgitarrist und Co-Lead Vokalist Liam Phelan gespielt werden. Die Lyrics der neun brandneuen Tracks klammern dieses Mal politische Themen komplett aus und beschäftigen sich mit mentaler Gesundheit, Ängsten, Depressionen und Liebe.
Im brachialen Opener `Faking It´ geht es beispielsweise um das Problem der „erzwungenen Positivität“, mit der sich depressive Menschen oft konfrontiert und dadurch gezwungen sehen, eine falsche, fröhliche Maske aufzusetzen.
Die folgende erste Vorabauskopplung `Eternal Spirits´ verfügt über einen kurzen melodisch-treibenden Mittelteil und walzt uns ansonsten gnadenlos platt. Der Song wurde als ein Tribut an alle verstorbenen Musiker aus der Metalcommunity geschrieben und ist insbesondere dem 2021 von uns gegangenen Slipknot Drummer Joey Jordison gewidmet.
`Defiance´ bietet einen sphärisch-harmonisch-eingängigen Chorus, während andere Tracks mit ruhigen, atmosphärischen Elementen beginnen, um sich dann zu steigern, bevor wieder aggressive Ausbrüche und/oder lautstarke, pulsierende Parts folgen (`November´, `How To Swim Down´, `Pillar In The Sand´), was für viel Abwechslung und teilweise harte Kontraste sorgt.
Und dann ist da noch das in meinen Augen beste und komplexeste Stück `Lights Out´, das mit mehreren Tempi-, Stimmungs- und Dynamikwechseln besticht. Doch natürlich dürfen weitere, alles andere als zimperliche Abrisse und kraftstrotzende Banger wie `Be My Tomb´ und der zähe, tonnenschwere Schlusstrack `To Wilt Beneath The Weight´ auch nicht fehlen.
“The Weight Of The Mask” bietet einen wohl fast einzigartigen, interessanten Stilmix und ist eine emotionale Achterbahnfahrt sowie ein abwechslungsreiches, nicht leicht verdauliches Brett von einem Silberling mit starkem Songwriting, viel Musikalität und Tiefe und der unschlagbaren Shouterin Serena Cherry.
Michael Gaspar vergibt 8 von 10 Punkten