STORMBRINGER – STEALER OF SOULS REISSUE

STORMBRINGER

Titel: STEALER OF SOULS

Label: NO REMORSE RECORDS

Spieldauer: 47:38 Minuten

Zahlreiche Labels widmen sich heutzutage der archäologischen Ausgrabung vergessener Metalschätze. No Remorse Records (u. a. für die Heavy Load-Reissues verantwortlich zeichnend) haben mit STORMBRINGER eine Band aus dem mitunter eh schon verklärten Epic Metal-Genre ausgebuddelt. Das 1993 aufgenommene Demo „Stealer Of Souls“ wird hier zusammen mit den drei Tracks der 1994er „Stormbringer“-EP veröffentlicht.

Dabei gilt zu konstatieren, dass STORMBRINGER trotz des Demo-Artworks (hier neu gestaltet) und der Sword and Sorcery-Texte Grenzgänger waren: irgendwo zwischen dem verträumten Hardrock Ashburys, dem epischen Pathos Medieval Steels und knackigem US Metal im Stile Virgin Steeles sind die Tracks anzusiedeln, eine Mischung die sich bereits auf dem Opener „Vengeance“ zeigt. Die Bandhymne ist ähnlich wie im Falle Medieval Steels der beste Song der Mittwestler, auch wenn man die Klasse des übergroßen Vorbilds nicht erreicht – dennoch ein wirklich klasse Track. Danach wird es mitunter jedoch reichlich durchwachsen: gerade die kurzen Ausbrüche „Temples Of The Slain“ und „Neurotic Emperor“ sowie insbesondere „Pit Fiend“ kranken an einer Schieflage zwischen dem zackigen, mitunter jedoch wirklich unterirdischen Riffing und den weiterhin heroisch tönenden Gesangslinien Leonard Brauchlers und schaffen den Spagat zwischen klassischem US- und Epic Metal demnach mitnichten (ähnlich wie einst While Heaven Wept…).

Dann doch lieber unverbrämt episch ausgelegte Hymnen wie „Tanelorn“ und „Vanishing Tower“. In ihren besten Momenten fokussieren sich STORMBRINGER nämlich auf ihre Stärken: knackig arrangierte, mittellange Epic Metal-Songs ohne großen Schnickschnack. Versuchen sie, zuviel vom Kuchen abzubeißen, schippern sie gnadenlos gegen die Klippen der Orientierungslosigkeit. Die 94er EP zeigt diese Misere trotz individuell gutem Songwriting noch einmal auf: das schwer modern groovende, überzeugende „Escape“ (hat beinahe schon was von Engine…) geht in das träumerische Ashbury-Kleinod „Sweet Dreams“ über, bevor mit „Tales Of The White Wolf“ ein Virgin Steele-Banger folgt. Alle Songs für sich wirklich ok, aber es fehlt eben die Linie im Songwriting.

Da auch soundmäßig aus 90er-Jahre Demos selbstredend kein schöner Schwan zu zaubern ist, bleibt als Fazit hier wie so oft bei verklärten Rereleases, dass man unterm Strich einer Band beim Scheitern zuhört: ohne klar definierte musikalische Ausrichtung mussten STROMBRINGER Schiffbruch erleiden, was sie ja auch taten. Der Rerelease ist wie immer schön aufgemacht, es gibt kurze, recht informierte Linernotes. Warum die Lyrics in falscher Reihenfolge abgedruckt werden, bleibt hingegen schleierhaft. Muss man nicht haben. Für Epic und US Metal Komplettisten jedoch eventuell lohnenswert.

 

Patrick Müller vergibt 6,5 von 10 Punkten