SPECTRAL WOUND – SONGS OF BLOOD AND MIRE

SPECTRAL WOUND

Titel: SONGS OF BLOOD AND MIRE

Label: PROFOUND LORE

Spieldauer: 43:51 Minuten

VÖ: 23. August 2024

SPECTRAL WOUND gehören mit Sicherheit zu einer der aufsehenerregendensten Bands im Black Metal der letzten Jahre. Gerade das letzte Album A Diabolic Thirst konnte sehr begeistern. Nicht nur jene Black Metal Fans, die auf alles zerfetzende Melodien abfahren, sondern auch diejenigen, die eher die rabiaten Varianten bevorzugen. Diesen Spagat haben sie gekonnt genommen und bewiesen was musikalische Furiosität, technisches Können und kompromissloses Songwriting für Ergebnisse bringt. Der Vorgänger war sehr nah an dem was ich als perfekte Symbiose zwischen dem ortsüblichen Metal Noir quebécois und nordischem Black Metal bezeichnen würde. Und dennoch sind SPECTRAL WOUND keine Reißbrettband mit durchkalkulierten Hochglanz Kompositionen wo sich angeblich High Fidelity Aff-ine einen Wolf hören. Nein, SPECTRAL WOUND sind vermutlich mehr Punk als man denkt und feuern unprätentiös, infernalisch aber hochpräzise aus allen Rohren.

„Songs of Blood and Mire“ feuert schon mit dem Opener ‚Fevers and Suffering‘ ganz ordentlich einen ab, der zwar bedächtig – wenngleich rockig – beginnt aber danach ein Feuerwerk flirrender Schwarzoden absondert. Insbesondere die gelungenen Rhythmuswechsel und doppelläufigen Gitarren wissen in Kombination mit dem galligen Gesang zu überzeugen. Die Drums sind herrlich gemischt, mit leichtem Hall und wirken somit sehr mächtig ohne den restlichen Instrumenten den Raum zu nehmen. ‚At Wine-Dark Midnight in Mouldering Halls‘ setzt die infernalische Raserei fort, bleibt dennoch nachvollziehbar und abwechslungsreich. Song Nummero Drei, ‚Aristocratic Suicidal Black Metal‘ kommt tempomäßig erstmal langsamer daher, erinnert durchaus an die ein oder andere UADA Komposition der letzten beiden Alben. Diese klangliche Entwicklung auch bei anderen Tracks zu entdecken, was allerdings nicht unbedingt schädlich ist. Gegen Ende des Albums gehen den Kanadiern an der ein oder anderen Stelle die Ideen aus. Schade, sonst wäre hier ein heißer Anwärter für die Top 5 des Jahres mit dabei gewesen.

Insgesamt liefern SPECTRAL WOUND hier eine wirklich gute Scheibe ab. Dennoch finde ich die Platte in ihrer Gesamtheit etwas schwächer – weil vorhersehbarer und weniger aufregend – als den Vorgänger. Den zu übertreffen erscheint mir auch als eine fast unlösbare Aufgabe. Fans werden zugreifen, der Rest sollte hierfür zumindest mit Nachdruck reinhören. 

Ingo Holzhäuser vergibt 8,5 von 10 Punkten