SORCERER – REIGN OF THE REAPER

SORCERER

Titel: REIGN OF THE REAPER

Label: Metal Blade Records

Spieldauer: 47:06 Minuten

VÖ: 27. Oktober 2023

Tja nun, Royal Epic Doom.

Treffender hätte der goldene Schriftzug auf einem Shirt der Band nicht sein können. SORCERER beweisen mit ihrem nunmehr vierten Album „REIGN OF THE REAPER“, dass sie diesen Titel zu recht tragen. „REIGN OF THE REAPER“ ist alles davon. Königlich, episch, doomig. Was will man dazu noch sagen? Metallisch vielleicht? Auf SORCERER, so scheint es, ist jedenfalls bei jedem neuen Werk Verlass. SORCERER sind nach der Reunion von 2010 stärker denn je und legen permanent seit 2015 ein Knaller-Album nach dem nächsten ab. Eingängige Melodien und Refrains, markantes Gitarrenspiel und Abwechslung haben SORCERER einfach drauf. Chapeau, meine Herren.

Mit acht Titel in knapp 47 Minuten ist das Album etwas kürzer geworden als der Vorgänger. Tut der Sache aber keinen Abbruch. Man muss sich halt immer Fragen ob ein „Füllstück“ besser wäre um auf Länge zu kommen oder ob das Album an sich so einfach eine Runde Sache ist. Und das ist es ohne Frage. Es könnte ohne weiteres auch als darstellerische Metal-Oper funktionieren, wobei jeder Song für sich allein steht. Einen Song heraus zu heben ist schwierig, hat doch jeder seinen eigenen Charme.  Besonders eingängig waren für mich jedoch neben dem Titeltrack die Lieder `Curse Of Medusa`,`Eternal Sleep` und `Morning Star`.

Und, und, und…Ich sag ja: Ist echt schwer sich da festzulegen. Die Songs funktionieren sowohl allein als auch im Zusammenspiel. Textlich verkörpert „REIGN OF THE REAPER“  jede Menge Geschichten rund um die Unterwelt, der Welt von Tod und Schrecken. Schwer legen sich die Gitarrenarbeit von Kristian Niemann und Peter Hallgren sowie die Basslinien und Growls von Justin Biggs auf deine Brust und ziehen Dich in einen Sog aus Dunkelheit und Verzweiflung. Einzig und allein der wirklich einmalige, starke Gesang von Anders Engberg erhebt sich klanglich über allem und hindert dich samt Chorgesang am Abstieg in die Unterwelt. Das Schlagwerk trieft vor Ehrgeiz deinen Körper dazu zu bringen sich zu bewegen und zieht sich eben nicht nur typisch doomig schwer durch das Album. Wie SORCERER im August verkündeten hat Schlagzeuger Richard Evensand als Gründungsmitglied die Band verlassen, was tatsächlich für ein bisschen Unmut bei mir sorgte. Doch bereits kurz darauf wurde erfreulicherweise bekannt gegeben, dass Stefan Norgren (u.a. Seventh Wonder) den Platz übernehmen wird. Auch der Schlagzeugarbeit ist es neben der brillianten Gitarrenarbeit zu verdanken, dass sich nicht alles gleichförmig anhört, sondern im Grunde für jeden Freund metallischer Töne mal was dabei ist. Nie wird ein Song trotz eingängigem Refrain langweilig. Dafür sorgen immer wieder ein paar Wendungen innerhalb eines Liedes.

Das markant majestätische Cover-Artwork des Albums wurde vom schwedischen Künstler Joakim Ericsson entworfen und greift hervorragend das düstere Motto auf. Was die Aufnahmen angeht berufen sich SORCERER gerne auf gute Erfahrungen, die sie bisher bei SolnaSound Recording in Stockholm von Simon Johansson (Wolf, Soilwork) gesammelt haben. Unter der Assistenz von Mike Wead (King Diamond) und mit dem Mastering von Ronnie Björnström wurde der typische schwedische Sound a la Avatarium und Candlemass verfeinert. Conny Welén übernahm wie üblich die Koproduktionsaufgaben. Sein Beitrag zum Sound ist in jedem Song zu hören; er ist an den Arrangements beteiligt und spielt alle Keyboards, die sich allerdings angenehm dezent im Hintergrund aufhalten. Er ist außerdem Co-Autor der Gesangsmelodien und der Grundlagen einiger Texte und hat darüber hinaus auch Anders‘ Gesang in seinem Studio aufgenommen.

Wirklich wichtig ist aber immer was unterm Strich raus kommt: Vielschichtiger Epic-Doom der sich sehr gut hören lassen kann. Trotz des Albumthemas empfinde ich die bombastische Produktion als warmes Gesamtkunstwerk. Wie Badewasser einlassen uns genießen. Königlich! Man reiche mir die Eselsmilch, oder wie war das? Und ich  bin mir ebenso sicher: Irgendwann singen wir alle das Lied vom Reaper!

Judith Kroll vergibt 9,5 von 10 Punkten