SOPHIA – HOLDING ON / LETTING GO

SOPHIA

Titel: HOLDING ON / LETTING GO

Label: THE FLOWER SHOP REC. / CARGO

Spieldauer: 41:41 Minuten

Die Kunst des Robin Proper-Sheppard war mir fast in Vergessung geraten. Alben wie „The Infinite Circle“ und „People Are Like Seasons“ aber auch sein vorheriges Schaffen bei The God Machine machten lange Zeit großen Eindruck auf mich. Mit seinem 2016 erschienenen, nicht wirklich schlechten aber auch wenig überzeugenden Album „As We Make Our Way“ konnte er mich nicht mehr nachhaltig packen. Wenn aber ein neues SOPHIA-Werk ansteht, müssen die Ohren doch mal wieder gespitzt werden.

Und höre da: der Wahl-Berliner ist back in style. Etwas lauter und direkter produziert, wieder mit dezenten elektronischen Spielereien, aber auch krachigeren Gitarren („Wait“) experimentierend, bewegt er sich aus seiner Komfortzone und spricht den Hörer direkter an. „Undone. Again.“ etwa versprüht wieder den großartigen Flair solcher vergangener Großtaten wie „Oh My Love“. Auch seine Texte packen wenig überraschend wieder die an Liebesleiden erkrankte Seele und scheinen direkt aus seinem Innersten diktiert worden zu sein. Die Tracks wie „Alive“ innewohnende, eigentümliche Melancholie ist Proper-Sheppards Alleinstellungsmerkmal, sodass der Songtitel „Strange Attractor“ gar als ironische Selbstcharakterisierung angesehen werden könnte.

Am Ende werden jedoch die gängigen Schemata durchbrochen. Durch ein auf die 80er zurückblickendes Stück wie „Days“ dürfen darf gar mal einige Sonnenstrahlen hindurchblinzeln, während der perkussive „Road Song“ schnurstracks aus der Komponierwerkstatt Justin Sullivans enstprungen scheint. Und mit dem provokant-engagierten „We See You (Taking Aim)“ ist Proper-Sheppard  ganz nah an seinem eigenen Projekt The May Queens. Das Instrumental „The Prog Rock Arp (I Know)“ beschließt danach ein mit einigen abrupten Wendungen aufwartendes Album, dem einzig eine etwas andere Songreihung gut zu Gesicht gestanden hätte, sodass die großen Überraschungen eben nicht nur am Ende auftauchen. Good shot, that.

Patrick Müller vergibt 8 von 10 Punkten