SÓLSTAFIR – HIN HELGA KVÖL

SÓLSTAFIR

Titel: HIN HELGA KVÖL

Label: Century Media Records

Spieldauer: 48:24 Minuten

VÖ: 08. November 2024

SÓLSTAFIR kommen aus Island und wurde 1994 gegründet. Der Name “Sólstafir” bedeutet so viel wie (dämmrige) “Sonnenstrahlen” oder “Strahlenbüschel”. Die Gründerväter der Band sind Aðalbjörn Tryggvason (Gesang, Gitarre) und Halldór Einarsson (Bass). Anno 2024 vervollständigen Hallgrímur Jón Hallgrímsson (Drums, backing vocals) und Sæþór Maríus Sæþórsson (Guitar) das Line-up der vielseitigen Truppe, deren Sound sich aus Black Metal, Classic Rock, Post-Rock, Punk zusammensetzt. Das letzte Album der Isländer erschien 2020 und hieß “Endless Twilight of Codependent Love”, am 08. November 2024 kommt nun “Hin helga kvöl” was so viel wie “Das heilige Leiden” bedeutet und “eine tiefgründige Erkundung roher Emotionen und schlichter Schönheit, die vom kulturellen Erbe Sólstafirs und den atemberaubenden Landschaften Islands inspiriert” ist.

Über den Titel des Albums sagt Tryggvason:
Wir alle leiden im Leben, und sogar die Natur leidet. Das kann man auch in der Religion und Spiritualität finden. “Hin helga kvöl” bedeutet ‚Das heilige Leiden‘ und steht für den Kampf, dem wir alle ausgesetzt sind.

Recorded wurde “Hin helga kvöl” in den Flóki Studios in Skagafjörður, Island. Die Coverkunst des Albums von Rowan E. Cassidy mit seinen Kohleschatten gezaubert, was besonders toll im Vinylformat rüberkommen wird. Das Album ist erhältlich als: Ltd. CD Box Set, Ltd. CD Digipak, schwarze LP, Ltd. Gatefold rote LP mit Art print und als digitales Album.

Ob der Tapetenwechsel in die Abgelegenheit von Skagafjörður (4306 Einwohner, Stand 2023) einen Einfluss auf das Album hatte und wie sich acht Songs mit einer Spielzeit von 48 Minuten anhören lest ihr im nachfolgenden Review, beginnend mit Song #1 ‘Hún andar’, der mit ganz ruhigen Tönen und ruhigen Gesängen startet, um im Verlauf rockiger und intensiver zu werden. Bereits der zweite Song auf der Tracklist ist der Titelsong ‘Hin helga kvöl’, der bereits in den ersten Sekunden eine weitaus düstere Atmosphäre versprüht als der Opener. In der Folge gibt’s schnellen geschwärzten Metal mit punkigen Vibes auf die Ohren und gnadenlos harschen Vocals in die Ohren! “Schwarzer Hund” bedeutet ‘Blakkrakki’, der Name hat seinen Ursprung in alter Folklore und kommt mit einer gewissen musikalischen Leichtigkeit aus den Boxen – ein dazugehöriges und recht “wildes” Video gibts auch auf YouTube zu sehen. Sieben Minuten dauert ‘Sálumessa’, ein Song, der sich sehr atmosphärisch und melancholisch gibt, was vor allem am sehr leidenschaftlichen Gesang liegt, aber auch die instrumentalen Parts sind Klasse. Tipp: Schaut euch ein paar Bilder der Region an, in der das Album entstanden ist, während ihr dieses Lied hört.

Die zweite Halbzeit wird eröffnet mit dem Goth-Punker ‘Vor ás’, gefolgt von ‘Freygátan’, dass sich sehr emotional “anfühlt”, die Texte liegen leider nicht vor aber Gesang und die Melodiebögen sprechen dafür. ‘Grýla’ ist ein fordernder und intensiver Rocksong, während ‘Nú mun ljósið deyja’ der zweite Black Metal-artige Track auf “Hin helga kvöl” ist. In ‘Kuml (forspil, sálmur, kveðja)’, dem zur Hälfte instrumentalen Finale, bekommt man Saxophon-Klänge zu hören und in der zweiten Hälfte atmosphärisch dunkle Gesänge, druckvolle Gitarren und tiefe Bässe.

Man darf mit Fug und Recht behaupten, dass der angesprochene Tapetenwechsel die Atmosphäre des Albums nachhaltig beeinflusst hat. Von Wildheit über Sehnsucht zu Sanftheit und Leidenschaft, von geschwärzter Brachialität zu einer hoffnungsvollen Leichtigkeit bieten SÓLSTAFIR auf “Hin helga kvöl” eine Vielzahl an emotionalen Melodien, eingängigen Hymnen und dem charakteristischen Gesang in Landessprache dem ich gerne Lausche, auch wenn ich ihn nicht verstehe. Der November ist entgegen vieler Meinungen kein “dunkler Monat”. Er bietet wie SÓLSTAFIR auch eine Vielzahl an atmosphärischen Momenten und man findet die von der Natur Islands inspirierte Musik der Band auch gut in unserer Natur wieder, wenn man sich auf “Hin helga kvöl” einlassen kann.

Tobi Stahl vergibt 9 von 10 Punkten