SLIPKNOT – THE END, SO FAR

SLIPKNOT

Titel: THE END, SO FAR

Label: ROADRUNNER RECORDS

Spieldauer: 57:31 Minuten

VÖ: 30. September 2022

Was auch immer man aus dem Albumtitel interpretieren könnte, SLIPKNOT beehren die Hörerschaft auf „The End, so Far“ mit ihrem siebten Studioalbum. Nach dem tragischen Verlust ihres Bassisten Paul Gray 2010 und dem Tod von Schlagzeugwunder Joey Jordison im vergangenen Jahr könnte die neue Platte sogar die letzte sein, wenn man sich an den Gerüchten beteiligen möchte. Fakt ist allerdings, dass sich die Jungs aus Des Moines, Illinois, mit der aktuellen Scheibe eine starke Rückbesinnung auf ihre zweite und dritte Platte (Iowa und Vol. 3: The Subliminal Verses) auserbeten haben. So mancher Song auf der Scheibe könnte dieser Sturm-und-Drang-Phase entstammen. 

Der Einstieg in die Scheibe könnte allerdings nicht konträrer sein: ‚Adderall‘ ist ein Popsong durch und durch. Da war ich schon geneigt nicht weiter zu machen, was definitiv ein Fehler gewesen wäre. Der Sound von SLIPKNOT ist natürlich meilenweit gegen den Wind erkennbar. Corey Taylor schafft einen perfekten Spagat zwischen Gebrülle und klarem kraftvollen Gesang. ‚The Chapeltown Rag‘ ist da so ein Beispiel. Was trotz der Länge der Scheibe erstaunlich bleibt ist die ausgeprägte Fähigkeit der Band einen Spannungsbogen über das gesamte Album zu legen. Es ist keine Ansammlung von Songs sondern ein geschlossener Regelkreis aus Aggressivität, Gefühl und abgefahrenen Sounds. Auch wenn ich wahrscheinlich ein bis zwei Lieder als entbehrlich erachte, tut das der Klasse dieser Scheibe keinen Abbruch. Meine persönlichen Highlights der Platte sind das bereits erwähnte ‚The Chapeltown Rag‘, das dystopisch-psychedelische ‚Acidic‘ und der Tritt ins Fressbrett ‚H377‘. Aber auch der melancholische Closer ‚Finale‘ schafft es sich in der Hirnrinde festzusetzen.

Ich bin bekennender Fan der ersten drei Alben von SLIPKNOT. In diesen Kanon kann man „The End, so Far“ gerne aufnehmen, auch wenn die alten Scheiben für mein Dafürhalten in Sachen wie Songwriting, Furiosität und Extremität nicht erreichbar sind. 

Ingo Holzhäuser vergibt 8 von 10 Punkten