SLEEP TOKEN – TAKE ME BACK TO EDEN

SLEEP TOKEN

Titel: TAKE ME TO EDEN

Label: SPINEFARM

Spieldauer: 63:23 Minuten

VÖ: 19. Mai 2023

Zugegeben: Nachdem ich 2021 von dieser „coolen,  neuen Bandsache“ (Spoiler: gibt es schon seit 2016)  hörte war ich nur wenig zu begeistern. Ging sogar etwas in Abwehr-Haltung und ignorierte SLEEP TOKEN erstmal aus Protest komplett. Erstmal. Denn irgendwie kommt man an dem Hype nicht wirklich vorbei. Corey Taylor selbst ist hin und weg und was der Mann mag kann doch garnicht so schlecht sein, oder? Trotzdem. Für mich war klar: Die Welt braucht nicht noch mehr Menschen die ihr Gesicht in Masken stecken um unerkannt zu bleiben und Runen benutzen doch eh nur Leute die was sagen aber nicht verstanden werden wollen. Dazu eine merkwürdige Geschichte, dass den Mitgliedern ein Gott namens Sleep im Traum erschienen sei. Ich hielt daran fest: Nicht mit mir. Was kam dazwischen? Zeal & Ardor um genau zu sein. Bei Zeal & Ardor mochte ich die bluesigen R&B Elemente sehr und sind mir dort fast ein bisschen zu wenig. Sie haben auf jeden Fall meine Tür hierzu geöffnet denn wovon es bei den Einen zu wenig gibt, haben andere zuviel.  Auf einer großen Streamingplattform wurden mir durch den allmächtigen Algorithmus SLEEP TOKEN angespielt und ich fand das, ohne zu wissen wer das ist,  erstmal richtig gut. Da war es wieder: Erstmal. Inzwischen teilen sich SLEEP TOKEN die Bühnen mit Nothing More oder den Architects  und spielen auch auf Wacken oder dem Graspop.

Das dritte Werk des unbekannten Frontmans Vessel samt seiner , ich nehme an der Einfachheit halber in II, III und IV benannten Gefolgsleute, ist mal wieder genreübergreifend. Was sich selbst Progressive nennt hat viele Elemente aus Funk, R&B, Pop, Blues und auch Metalcore zu bieten. Klingt komisch. Ist aber so. Entsprechend lässt sich das Album erstmal nur bis zur Nummer drei flüssig hören. Beim vierten Lied `Aqua Regia` ist dann der erste Bruch spürbar. Ein wunderschönes Lied, aber eben nicht das was man erwartet. Mit dem fünften Lied `Vore` geht man dann wieder verstärkt in die Metalcore Richtung.  Mit `Ascensionism` wird es dann wieder R&B lastig und erst in der Mitte des sieben Minuten langen Titels kommt etwas Wumms hinzu. Es ist eine Mischung aus aufatmen und staunen. Eigentlich die ganze Platte über. Vielleicht ist das Projekt eine Ermahnung zur Offenheit und dem Hinweis das Musik verbindet? Nunja, SLEEP TOKEN verbinden auf jeden Fall Musik. Man muss schon einen breit aufgestellten Musikgeschmack und Offenheit dabei haben um dem ganzen Spektrum irgendwie folgen zu können. Das gilt ebenso für Vessels Stimmtalent. Mal weich, mal rau, mal agressiv, mal melancholisch. Insgesamt sind viele schöne Melodien, Arrangements und Texte dabei, nur eben aus verschiedenen Musikstilen was den Hörgenuss in meinen Augen etwas einschränkt, aber keineswegs schlecht ist. Ungewohnt. Anders. Einzig `DYWTYLM` geht für mich so garnicht. Aber Geschmack ist ja immer Geschmacksache und man könnte Tage, ach Wochen,  damit verbringen die Kommentare im Internet hierzu zu lesen. SLEEP TOKEN scheinen einen Nerv zu treffen. Menschen mögen es in die Runen etwas zu interpretieren oder einen geheimen Code zu knacken um so das Geheimnis der Band zu enttarnen. Ich mag das Piano und den Blues/Funk Anteil in Kombination mit schweren Rhythmen. So.

Warum bleibt es beim „erstmal“? Durch die Abwechslungen innerhalb eines Albums werde ich mir das komplette Album nicht oft anhören und würde mir tatsächlich eine stimmigere Auswahl wünschen. Dafür ziehen einzelne Lieder aber sicher öfter bei mir ihre Bahnen. Außerdem wünsche ich mir neben Gesichtern eine richige Geschichte dazu. Vielleicht ist das alles aber auch im Zeitalter von Streamingdiensten zum Phänomen geworden. Ebenso wie SLEEP TOKEN.

Judith Kroll vergibt 8 von 10 Punkten