SIVERT HØYEM – DANCING HEADLIGHTS

SIVERT HØYEM

Titel: DANCING HEADLIGHTS

Label: WARNER MUSIC

Spieldauer: 33 Minuten Minuten

VÖ: 07. Februar 2025

SIVERT HØYEM , die dunkle Eminenz des norwegischen Rocks, ist zurück mit seinem neusten Album namens „DANCING HEADLIGHTS“, das am 07. Februar 2025 über Warner Music erscheint. Und was soll man sagen? Es ist vor allem eins… anders. Hat man eben noch in freudiger Erwartung die Teelichter und Taschentücher für die schönsten Schnulzen parat gelegt stellt man plötzlich fest: Da ist doch etwas mehr Pop drin als gewöhnlich. Das gibt SIVERT HØYEM auch offen zu: “ Es ist einfach ein Pop-Album. Eigentlich gibt es nicht viel zu sagen- eine Handvoll straff arrangierter Popsongs, die organisch mit meiner Band aufgenommen und von Bjarne Stensli auf die großartigste Weise abgemischt wurde.“ Er findet es trotzdem nicht ganz leicht dem Kind einen Namen zu geben und zieht den Vergleich zu Lana del Rey, die ebenfalls zeitlose Musik macht ohne retro zu wirken. Die offensichtlichste Gemeinsamkeit ist wohl das Thema Liebe bzw. die damit einhergehenden Angelegenheiten. Ansonsten ist die Musik von Sivert Høyem (Gesang, Gitarre), Christer Knutsen (Gitarre, Keyboars, Gesang), Børge Fjordheim (Schlagzeug, Percussion, Gesang), Cato Salsa (Gitarre) und  Øystein Frantzvåg (Bass) handgemacht und das hört und spürt man.

Das er ein Freund schöner Melodien und Rhythmen ist dürfte Kennern bereits bekannt sein. Dieses Album ist jedoch durchaus auch radiotauglich. Freunde mögen ins Stocken geraten, Neulingen erleichtert es vielleicht den Zugang. HØYEMS tiefe, melancholische Stimme ist zwar natürlich immer noch da, aber sie wird von unerwartet poppigen Melodien und Synthesizern begleitet. Stellt Euch vor er kommt auf einmal im 80er Jahre Freizeit Anzug auf die Bühne: passt irgendwie nicht. Oder gerade doch? Es ist zwar etwas anders, aber trotzdem unverkennbar sein tiefer Sound.

Mit sanftem Meeresrauschen eröffnet das Album mit dem Titeltrack `Dancing Headlights` und bietet gefälligen, gedämpften Sound, den man von SIVERT HØYEM kennt und sicher auch erwartet.  Aber mit `Love vs. The World` wird es dann bereits eingängiger, um es mal so zu nennen. Jedenfalls hat dieser Titel Ohrwurm-Charakter. Es folgt endlich ein Hauch der Melancholie in `The Great Upsetter`. Wirklich nur ein Hauch, denn mit `Hurdle` wirds wieder poppiger. Gut durchmischt kommt nun mein absolutes Lieblingslied `Hollow`, das bereits vorab ausgekoppelt wurde und mal ein sowas von richtiger HØYEM mit Schlafzimmer Charakter ist. Dennoch wurden die Lyrics hierzu nicht in selbigem geschrieben sondern in einer Pause zwischen zwei Firmenveranstaltungen hinter der Bühne. „Da spürt man erst richtig wie hohl das alles ist“ meint SIVERT HØYEM und ich kann fühlen was er sagt. Der folgende Titel `Summer Rain` macht mich dann tatsächlich etwas nervös. Zwar geben die Gitarren schön den warmen Regen wieder, aber es geht mir irgendwie gegen den Strich. Vermutlich liegt es am Rhythmus, ich kann es nicht genau sagen. `Living It Strange` ist dann schon wieder ein Lied zum hin und her wippen. Vielleicht will er uns ja mal tanzend vor der Bühne sehen, statt stehend, weinend oder -im besten Fall- knutschend?  Der schon letzte Song , eine Live Aufnahme von `Some Miserable Morning` (aufgenommen im alten Schlachthof in Dresden),  ist dann allerdings wieder ein Titel der zu letzterem einlädt. Großartig gefällt mir wenn Sivert anstimmt und die instrumentale Begleitung erst später einsetzt. Das hat Showman Züge und betont sein können noch etwas mehr. Ebenfalls sehr schön ist das Gitarrensolo, dass ihm etwas Zeit zum Luft holen lässt. Dennoch ist der Spaß hier schon zu Ende. Schade irgendwie. Denn das ist mir mit knapp 33 Minuten verteilt auf 8 Tracks etwas zu kurz geraten.

„DANCING HEADLIGHTS“ ist sowas wie eine gemischte Platte vor einem Veganer. Man mag eventuell Teile davon, es ist anders als man es gewohnt ist, aber nicht alles ist für den gleichen Geschmack bestimmt und es ist somit ein mutiges Album von SIVERT HØYEM. Er hat sich aus seiner Komfortzone herausgewagt und etwas Neues geschaffen. Es ist ein Album, das nicht jedem gefallen wird, aber es ist definitiv ein Album, das man sich anhören sollte.

Judith Kroll vergibt 8,5 von 10 Punkten