SILENT WINTER – EMPIRE OF SINS

SILENT WINTER

Titel: EMPIRE OF SINS

Label: Pride & Joy Music

Spieldauer: 50:29 Minuten

SILENT WINTER wurden bereits in den 90ern in einer Hafenstadt am Persischen Golf gegründet. Ihr Debüt “The Circles Of Hell“ veröffentlichten die Griechen jedoch erst 2019, ein Jahr nach ihrer Neugründung. Auch auf ihrem Zweitling haben sich die fünf Helenen, darunter mit Kiriakos Balanos (g) und Giorgos Loukakis (b) immerhin noch zwei Mitglieder der Originalbesetzung von 1995, dem flotten, heroischen Power Metal verschrieben. Dabei wird das Gaspedal erwartungsgemäß fast durchgehend maximal Richtung Bodenblech gewuchtet. Den Hörer erwarten Gitarrenarbeit in Höchstgeschwindigkeit, flotte Soli und Texte mit Fantasy-Bezug. Begegnungen mit Feuer und Drachen und feuerspeienden Drachen sind nicht auszuschließen. Dabei tun sich in vielen Momenten Parallelen zu Bands wie Hammerfall oder Rhapsody, in anderen eher mit Blind Guardian, Powergod oder Ivanhoe auf. Die Melodie zu Beginn von ‘Dragons Dance’ lässt gar an Powerwolf denken. Dies alles freilich, ohne die Geradlinigkeit, Eingängigkeit und Qualität der genannten Bands zu erreichen. Dazu sind die Melodien in der Regel nicht einprägsam, die Soli nicht gefällig genug. Zudem schwanken die in großen Teilen sehr hohen Vocals mit einer Menge Vibrato oftmals zwischen gewöhnungsbedürftig und auf die Dauer nervig.

Ihre besten Momente haben SILENT WINTER in meinen Augen, wenn sich die eher tiefen und die sehr hohen Passagen unmittelbar und vor allem songdienlich mehr oder weniger direkt gegenüber stehen. So im dunkel-mystisch beginnenden und sich dann steigernden ‘Hunter´s Oath’ und in der gelungenen Halbballade ‘Where The River Flows‘. Hier hat man teilweise das Gefühl, es mit zwei verschiedenen Sängern zu tun zu haben, die sehr gut harmonieren. Ausgezeichnet gefällt mir außerdem das bereits erwähnte, wiederum ultraschnelle ‘Dragons Dance‘. Und in diesem speziellen Fall sogar gerade wegen der hohen, speziellen Tonfolge im Refrain. Der Titelsong stellt dann eher wieder Power-Metal-Durchschnitt dar. Sehr gut weiß auch die als Rausschmeißer platzierte Coverversion der späten 80s-Hymne ‘Leave A Light On‘ von Belinda Carlisle zu gefallen. Und zu den eigentlich weiblichen Vocals passt dann auch endlich mal Mike Livas´ Organ wie die berühmte Faust aufs Auge.

Michael Gaspar vergibt 6,5 von 10 Punkten