SHUMAUN – OPPOSING MIRRORS

SHUMAUN

Titel: OPPOSING MIRRORS

Label: EIGENPRODUKTION / JUST FOR KICKS

Spieldauer: 50:00 Minuten

VÖ: 28.06.2024

SHUMAUN ist eine dieser Bands, die schon lange in den großen Konzerthallen dieser Welt spielen sollte und deren Alben regelmäßig in den Charts erscheinen müssten. Stattdessen kennt die Truppe aus Virginia selbst im Prog Underground kaum jemand. Liegt es an dem ungewöhnlichen Bandnamen oder an der Tatsache, dass man das im Juni erscheinende, vierte Studioalbum „Opposing Mirrors“ einmal mehr ohne Labelunterstützung, in Eigenregie, veröffentlicht? Wenigstens übernimmt, wie bereits beim superben Vorgänger „Memories & Intuition“, auch diesmal wieder Just For Kicks den Vertrieb auf dem alten Kontinent.

Hauptakteur bei SHUMAUN ist Farhad Hossain, der nicht nur für das Songwriting verantwortlich zeichnet, sondern neben Gesang und Leadgitarre auch noch alle Gitarrenleads einspielt. Ein wahres Multitalent also, zumal er all dies in Perfektion beherrscht. Seine Vocals sind auch in höheren Tonlagen stets stabil und in den mittleren sehr angenehm, ein wahrer Ohrenschmeichler. Seine Leads fügen sich immer perfekt in den jeweiligen Song ein und stellen nicht selten einen Höhepunkt des selbigen dar. Die Keyboards und Synthies sind nie aufdringlich oder gar störend und bilden an vielen Stellen den Kitt, der die Stücke zusammenhält.

In Sachen Songwriting hat Farhad diesmal im Vergleich zu den drei wahrlich nicht schlechten bisherigen Alben nochmal einen draufgesetzt. Bereits der Opener ‚The Perils Of Amnesia‘ verschiebt die bisherigen Grenzen des SHUMAUN-Kosmos: Zu Anfang umsäuselt ein dezenter Drumcomputer und liebreizender Gesang deine Ohren, bis dich ein Break in einen fast schon folkigen Strudel von perkussiven Rhythmen und flotten Gitarren hineinstupst. Ein geiler Refrain setzt dem Ganzen die Krone auf und vor lauter Abwechslungsreichtum kann man kaum glauben, dass neun Minuten so schnell vorbei sein können.

Doch SHUMAUN, die außer Hossain noch aus Rhythmusgitarrist Tyler Kim, Bassist Jose Mora und Drummer Tanvir Tomal (live) bestehen, können auch schneller und kürzer auf den Punkt kommen: ‚Balance‘ und das Titelstück verfügen beide über ein Hitpotenzial, für das Dream Theater heutzutage wahrscheinlich töten würden. So geht anspruchsvoller Prog, der sich mit seinen Hooks und Melodien gleichzeitig unaufhaltsam in deinen Ohren festsaugt. Das anschließende ‚Anxiety And Daydreams‘ ist locker der beste Instrumentaltrack der letzten Jahre. Woran merkt man das? Ganz einfach: Man vermisst den Gesang in keiner Sekunde und der Spannungsbogen funktioniert auch ohne Vocals perfekt.

Der zweite Teil des Albums wird durch ‚That Which Turns‘ standesgemäß eingeleitet, bevor die wunderschöne Ballade ‚Beyond Reflection‘ zum Träumen einlädt. Der Song erinnert etwas an vergangene Porcupine Tree- und aktuelle The Pineapple Thief-Tage. ‚Some Memories…‘ ist dann nochmal so ein flotter SHUMAUN-Song, der die ganze Lebensfreude und Agilität dieser Truppe widerspiegelt. Wozu man allerdings wirklich im Stande ist, dokumentiert einmal mehr der Abschlusstrack ‚Porcelain Tress‘ mit seinen knapp zehn Minuten Spielzeit.

Was dann bleibt, ist das Gefühl einem ganz besonderen Album einer ganz besonderen Band gelauscht zu haben und dies mit der Gewissheit, dass dieses Vergnügen so vielen Unwissenden wohl für immer versagt bleiben wird. Das müsste aber nicht so sein…

Alex Fähnrich vergibt 9,5 von 10 Punkten