SERAPH IN TRAVAIL
Titel: A BLACK DEATH INCENSE
Label: Eigenpressung
Spieldauer: 47:00 Minuten
Philadelphia, Pennsylvania ist die Heimat des Trios, die zuvor schon drei komplette Alben und eine EP veröffentlicht hatten. Jetzt ist “A Black Death Incense“ an der Reihe und es ist die erste, der Scheiben, von deren Existenz ich überhaupt erfahre. Schätzungsweise geht es Vielen so, also erst einmal die Basics.
Nach einem Keyboardeinsatz legt die Band beim Opener ‚Fixed And Dilated‘ sofort knüppelig los und erweist sich zunächst als Symphonic Black Metal Band, die aber mitnichten in ihrem Genre verhaftet ist, sondern alles mögliche einbaut. So gibt es bereits im ersten Track gutturale Death Metal Growls, die sich abwechseln mit einer operesken männlichen Stimme. Strange. Die Musik ist durchzogen von Breaks, alternierenden Parts mit Melodien auf Blastbeat-Drums und einem stets gegenwärtigen Piano, das unvermittelt völlig allein dasteht, um im weiteren Verlauf dann schließlich doch wieder in Black Metal umzuschlagen. Disharmonische und gegenläufige Melodien und Riffs und Parts erzeugen während dieser sechs Minuten eine zeitweise fiese unangenehme Atmosphäre. Kann man machen muss man aber nicht, wenn man seine Zuhörer nicht völlig verwirren will. ‘My Bitter End‘ geht mit einer klaren Melodieführung sofort entschieden besser los. Hier passen Einleitung und Riff zusammen. Zum Teil erinnert der Song an high-speed „Power Metal“ Bands zu denen die Growls auch passen. Das wichtigste ist wohl, dass die eingeschlagene Linie zwar auch hier zeitweise untergeht aber nicht in Gänze verloren ist. Fleshgod Apocalypse und Co. lassen grüßen. Track Nummer drei. ‘When They Crown You Queen‘ offeriert gewolltes Chaos, Geballer und Gitarrenläufe, die als Riffersatz dienen, schwarzmetallische Screams, Klargesang und Growls auf Tempiwechseln ohne Ende und hier und da taucht mal ein straighter und für den Hörer wieder erkennbarer Part auf. All das ist für sich genommen gar nicht übel und kann dem Rezensenten zwischendurch anerkennendes „mitkloppen“ auf dem Schreibtisch entlocken. Dankenswerter Weise ist der cleane Operettenkönig hier bereits weitgehend aus den Vocals verschwunden und kehrt sobald auch nicht wieder. Gut so, aber ehrlich nach vier langen Songs bin ich bereits total angenervt von dieser Art Tracks, die versuchen alles unter einen Hut zu bringen und dabei in alle Richtungen gleichzeitig drängen. So kommt man trotz rasender Geschwindigkeit auch keinen Millimeter weiter.
Im Wesentlichen ändert sich auch kaum etwas noch auf diesem Album. Kaum nachvollziehbare Songstrukturen, hervorgerufen durch zu viele Wechsel, in Takt, Musik und Vocals. ‘For The Wrath Of Dying Days‘ ist nachdem der Einstieg eher befremdlich melodisch bzw. fast belustigend symphonisch klingt, noch am besten in der Lage die spielerischen Fähigkeiten und Musikalität in Einklang zu bringen obwohl auch diese fast sechs Minuten alles aber kein „easy listening“ darstellen. Vielleicht fühlt sich der ein oder andere Cradle Fan noch angesprochen.
Also „kurze Fuffzehn“ : Intensiv? Ja, absolut. Spielerisch auf hohem Niveau? Na sicher. Episch und gleichzeitig heftig? Auch das aber gute Songs? Kaum und da ist das Problem, denn wer will schon drei Jungs zuhören, die sich darin ergehen alles aus Instrumenten rauszuholen, ohne auf ein notwendiges Mindestmaß an Songdienlichkeit zu achten. Wer auf die anderen genannten Bands steht, kann dem Trio gern eine Chance geben aber für mich wirkt das Album, trotz gelungener Passagen wie Free-Jazz auf Prog-Black-Death.
Sven Bernhardt vergibt 6,5 von 10 Punkten