SEMBLANT – VERMILLION ECLIPSE

SEMBLANT

Titel: VERMILLION ECLIPSE

Label: FRONTIERS RECORDS

Spieldauer: 44:39 Minuten

VÖ: 15. April 2022

Der brasilianische „Metalkoloss“ SEMBLANT vereint auch auf seinem vierten Album “Vermillion Eclipse“ Extreme Metal Riffs mit dem Engelsgesang von Frontfrau Mizuho Lin und weiteren symphonischen Elementen einerseits und Growls, Brüllen, Shouts und cleanem Gesang des zweiten Sängers Sergio Mazul andererseits.

Melodische Gitarren und Synthie-Riffs gehen über in brachiale Double Bass Gewitter mit Härte, Schnelligkeit und Düsternis. Die Aggressivität und Energie der zwölf Tracks zwischen Melodic Death und Modern Metal ist schier beeindruckend, teilweise herausfordernd und förmlich erschlagend.

Das Songwriting kanalisiert nach Aussage der Band die gesamte durch die Pandemie bewirkte Wut, Schmerz und Trauer der sechs Mitglieder, von denen mehrere Familienmitglieder an Covid-19 verloren haben. Die beiden Vorabsingles, der Starter `Enrage´ und das mächtige `Purified´, illustrieren dies auf beeindruckende Weise und zeigen sowohl die melodische als auch die brachiale Seite des Bandsounds auf.

Das hymnische `Somber Concern´ legt den Fokus mehr auf die symphonischen Anteile und glänzt mit mehrstimmigen Vocals, gutem Chorus und energischem Gitarrensolo, bevor das folgende `Neverending Fall´ mit zu Beginn cleanen, männlichen Vocals überrascht und im weiteren Verlauf mit Power und dem epischen Refrain punkten kann.

Die beiden besten, weil ausgewogensten, facettenreichsten und eingängigsten, aber dennoch massiv-aggressiven Kompositionen stellen wohl `Black Sun Genesis (Legacy Of Blood pt. VI)´ und `Bloodred Monarch (Legacy Of Blood pt. VII)´ dar.

Das abschließende, fast zehnminütige Epos `Day One Oblivion` fährt von Blastbeats bis zu ruhigen Piano- und Orgelklängen nochmals alle Trademarks (inklusive der bereits genannten) des kraftvollen Sixpacks auf, wirkt dabei aber teilweise ein wenig überfrachtet und unruhig.

“Vermillion Eclipse” ist ein fordernder, den Hörer manchmal überrollender Dreher mit ungeheurer Kraft und Energie. Einige Songs sind einander zu ähnlich und ein wenig einförmig, andere wirken nicht ganz rund und stimmig. Andererseits kann man auch nach zig Durchläufen noch neue Facetten und Details entdecken. Melodic Death Freaks ohne Abneigung gegen symphonische und moderne Klänge sollten dem soliden Silberling trotzdem eine Chance geben.

Michael Gaspar vergibt 7 von 10 Punkten