
SCARDUST
Titel: SOULS
Label: FRONTIERS RECORDS
Spieldauer: 41:43 Minuten
VÖ: 18. Juli 2025
Die Progressive Symphonic Metaller SCARDUST stellen ihr drittes Studioalbum “Souls” in die Auslagen, eine musikalisch aufregende Reise durch Symphonic, Prog, Folk und gar Celtic Gefilde, deren Schwerpunkt aber eindeutig auf den progressiven Anteilen und den wandlungsfähigen, powervollen Vocals von Frontfrau Noa Gruman liegt. Dem vorausgegangen sind die Debüt–EP „Shadow„ (2015), der erste Longplayer „Sands of Time„ (2017) sowie 2020 der Zweitling „Strangers„.
Die Band lotet zwischen progressiven Elementen, symphonisch-cinematischen Passagen, hymnischen Refrains und epischen Chören die Genregrenzen voll aus. SCARDUST spielen und experimentieren mit verschiedensten Songwriting– und Kompositionsmethoden und packen das Ganze in unterhaltsame, frische Tracks mit überraschenden Wendungen und Strukturen.
Der Hellscore Choir, der „Metalchor“ der Sängerin, und ein Streichquartett haben beim gesamten Album mitgewirkt und liefern sich bereits beim Opener `Long Forgotten Song´ wilde kaskadische Duelle mit den anderen Instrumenten und den variablen Vocals der charismatischen Frontfrau, die sich scheinbar mühelos zwischen Floor Jansen, Jennifer Haben, Maria Callas, Alissa White-Gluzz und Whitney Houston bewegt.
Die Kompositionen präsentieren sich maximal abwechslungsreich und mit einem Hang zur (Melo-)Dramatik, wobei sie vielleicht manches Mal über das Ziel hinausschießen, andererseits aber auch ungeheuer fesselnd und außergewöhnlich daherkommen. Der Hörer wird das Gefühl nicht los, dass der israelische Fünfer hier mehr als 100% gibt und eine neue Idee nicht ungewöhnlich genug sein kann, um umgesetzt zu werden.
Der „You Are My Haven, You Are My Destiny“-Chorus von `My Haven´ mit seinem abschließenden hohen Ton und den halsbrecherischen Gitarrenparts sorgt wieder und wieder für Gänsehaut, gefolgt, vom atemlos treibenden `RIP´.
Virtuose Drumparts, packende Key- und Pianoklänge, dominante Basslinien – entsprechend dem Motto „wer hat noch nicht, wer will noch mal?“ darf hier jeder sein Können beweisen und interessante Gastbeiträge sorgen für weitere Abwechslung und Bereicherung.
So wartet die ohnehin grandiose Vorabauskopplung `Unreachable´ mit dem TLV Orchester, einem Zusammenschluss von jungen jüdischen, muslimischen und drusischen Musikern, sowie folkigen, orientalischen Einflüssen und einer in Teilen beinahe jazzigen Färbung auf.
Da geht das gut zweieinhalbminütige Interlude `Searing Echoes´ mit Violinenklängen von Ally Storch (Subway to Sally) fast ein wenig unter bei solch einem musikalischen Feuerwerk.
Eine solche kraftvolle und vielseitige Sängerin wie die allgegenwärtige Noa Gruman benötigt einen starken Gegenpart und so bereichert kein Geringerer als HAKEN Fronter Ross Jennings das abschließende, dreigeteilte Epos `Touch Of Life´ mit seinen einzigartigen Vocals.
Während er beim ersten Teil `In Your Eyes´ noch weitestgehend „um sie herum“ singt entwickeln sich weitere Parts zu einem packenden Duett. `Dance Of Creation´ überrascht mit improvisationsartigem Gesang, manchmal vielleicht ein wenig zu viel des Guten, bevor der siebenminütige dritte Teil `King Of Insanity´ die Growls der Protagonistin sowie mehrstimmige Chöre in den Vordergrund spielt und die Scheibe in einem ruhigen Acapella-Vokalakkord ausklingt.
„Souls“ ist fordernd, frisch, kreativ und vor Ideen strotzend, so dass einem ein ums andere mal der Mund offenstehen bleibt und das Ganze auch bei vielen Durchläufen eine spannende, kurzweilige Angelegenheit ist und bleibt, einem manches Mal aber auch der Gedanke des „weniger ist mehr“ durch den Kopf schießt. Fest steht jedenfalls: SCARDUST geben alles, verfügen über schier unerschöpfliche künstlerische Möglichkeiten und sind auf bestem Wege einen unverwechselbaren eigenen Sound zu entwickeln.
Michael Gaspar vergibt 8,5 von 10 Punkten