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SAOR
Titel: AMIDST THE RUINS
Label: SEASON OF MIST
Spieldauer: 58:55 Minuten
VÖ: 07. Februar 2025
“Amidst The Ruins“ ist Album Nummer sechs des Glasgower Ein-Mann-Projekts des Komponisten, Songwriters und Multi-Instrumentalisten Andy Marshall, der seit jeher episch-atmosphärischen Black Metal mit melodischem Celtic/Folk Metal verbindet.
Schottische Folklore unter Verwendung von Flöten, Uilleann Pipes, Cello, Viola und Violine trifft auf Black Metal Riffs, rasende Blastbeats und den harschen Gesang des Protagonisten und lassen den einzigartigen Caledonian Metal des Pilgers und Visionärs entstehen.
Ella Zlotos, die die Band zunächst nur live unterstützt hat, scheint nun ein fester Bestandteil des Lineups zu sein, zu dem auch Drummer Carlos Vivas gehört, und tritt neben ihren instrumentalen Beiträgen bei drei Songs auch als (Background-)Sängerin in Erscheinung.
Dabei reichen dem Künstler in einer knappen Stunde fünf Tracks um seine musikalischen Vorstellungen umzusetzen. In Stücken wie dem eröffnenden Titelsong voller Spannungs-, Tempi- und Stimmungswechsel sind die erwähnten Elemente kunstvoll und meisterhaft miteinander verwoben und verschmelzen mit den Melodien und (mehrstimmigen) Gesängen zu majestätischen Epic/Melodic/Atmospheric Black Metal Hymnen.
Musik sollte den Hörer immer in eine andere Welt entführen und Bilder vor dem geistigen Auge entstehen lassen. SAORs Kompositionen entführen in die saftigen grünen Wiesen, hohen Wasserfälle und baumlosen Moore des heiligen Bodens der Highlands sowie die steilen Felsen, idyllischen Sandstrände und die schroffe Brandung der schottischen Küsten.
Daneben sind vielseitige Tracks wie `Echoes Of The Ancient Land´ und `Glen Of Sorrow´, welches in einem fulminanten Zusammenspiel von Flöten, Band und Black Metal Vocals kulminiert, auch narrativ und cineastisch, bauen riesige Klanglandschaften auf und berichten von der glorreichen Vergangenheit, schottischen Mythen und den Herausforderungen der heutigen Zeit.
Die Live-Performances der Band gleichen heiligen Ritualen, bilden Brücken zwischen vergangenen Epochen und machen die Teilhabe am Vermächtnis der Ahnen möglich. Die verschüttete Essenz des Erbes, die Resonanzen uralter Schlachten, die Verzweiflung verratener Seelen sind in jeder Note hörbar und Fanfarenruf, der uns aus der Lethargie der Moderne erwecken kann.
Es folgt `The Sylvan Embrace´, ein außergewöhnliches, balladeskes, ohne Riffs und Drumming auskommendes und mit Celloklängen von Jo Quail beruhigendes Stück sowie mit nur acht Minuten die kürzeste Nummer der Scheibe.
Auch ist ein Spannungsbogen erkennbar, der über das gesamte Album gehalten wird, und im über vierzehnminütigen Finale `Rebirth´ mit seinem virtuosen Mittelteil gipfelt, das den Kreislauf komplett macht, die Transformation abschließt und die lichterfüllte, hoffnungsvolle Wiedergeburt ermöglicht.
Ebenso brachial, intensiv und wild wie episch, melodisch und ausgereift, aber alles andere als kommerziell glänzen SAOR abermals mit großer Souveränität und Authentizität sowie massenhaft Tiefe, Seele und Atmosphäre.
Michael Gaspar vergibt 9 von 10 Punkten