SALEM UK
Titel: OUTER LIMITS
Label: Rude Awakening Records
Spieldauer: 44:37 Minuten
VÖ: 29. November 2024
In ganz verkürzter Darstellung sind SALEM UK eine Nachfolgeformation der legendären NWoBHM Band Ethel The Frog. Die stehen tatsächlich auch schon länger auf meinem Einkaufszettel. Der aber schon lange immer länger wird, aber gut, das ist ein anderes Thema. Das Quartett stammt aus Kingston upon Hull, auch hier greift eine Verkürzung, denn im Alltag wird diese Stadt einfach nur Hull genannt. Wenn man etwas über diese Stadt lesen möchte, findet man in der Unendlichen Enzyklopädie des Wissens wikipedia folgenden Satz: Hull hat keinen besonders guten Ruf in England. Dies gibt der Spruch „Hull is dull“ (deutsch: „Hull ist öde“) wieder. Es hat aber auch den Ruf, „tough guys“ (deutsch: „harte Kerle“) hervorzubringen. Ich weiß, dass auch bei uns manche Städte unter genau solchem Ruf leiden. Ohne Namen zu nennen, da fallen mir auch so einige ein. Aber ich schweife ab.
Bei dem Bandnamen SALEM UK dachte ich erst an eine Band, die sich gerne im Horrorgenre verlustiert. Ein Buch von Stephen King hatte ich gleich im Kopf und die ganzen Geschichten um Hexen in der Stadt Salem in allerlei B-Movies. Nun, mit Horror hat „Outer Limits“ eher nicht zu tun. Allerdings, ein Konzept steckt auch dahinter. SALEM UK haben sich hier nämlich dem Volksfest in ihrer Stadt, dem Hull Fair gewidmet, das schon seit 1279 gefeiert wird. Jeder Song hier widmet sich einem Fahrgeschäft, einer Attraktion dieses Jahrmarkts. Und so verschieden die Attraktionen, so divers sind auch die einzelnen Lieder.
Ein bisschen wäre das ja so, als würde eine Mannheimer Band ein Album machen über die hiesige Mess. Als Bonus dann mit einem Cover des „Neckarbrückenblues“ von Joy Fleming, da die meisten Monnemer “ iwwer die Brick“ müssen, um die Mess zu besuchen.
Eingebunden in stimmige zirzensische Klänge von Prolog und Epilog bekommt der Hörer zehn tolle Songs auf die Ohren. Der Anfang wird gemacht mit dem rasant flotten ´Rock You´. Musikalisch top, aber in ein Fahrgeschäft, dass einen so durchschüttelt, würde ich nicht einsteigen. Vor allem der fett klingende Bass treibt die Nummer vorwärts. Das ist echtes Livefutter. ´Red Light´ ist danach Arena Rock erster Sahne. Ein wenig ruft es in mir Erinnerungen hervor an Def Leppards „Hysteria“. Ebenfalls eine tolle Basslinie, gerade weil sie so simpel erscheint, kommt ´Silverback´.
Ein schönes Scorpions Lead eröffnet ´Miss Fortune´. Daraus wird aber ein angenehm rockender Melodic Song. Und die Warnung, zu achten, in wen man sich verliebt. Nicht dass aus ´Miss Fortune´ „Misfortune“ wird. Der düstere Titelsong entführt vermutlich in eine Geisterbahn. Also doch etwas Horror dabei.
In diesen Bahnen bewegt sich das komplette Album. Grob beschreiben könnte man das Teil mit melodischem Hard Rock mit metallischen Anleihen. SALEM UK bewegen sich irgendwo in den Weiten zwischen Pretty Maids, melodischen Vertretern der NWoBHM und dem oben schon erwähnten Millionenseller. Allerdings müffelt die härteste Nummer ´Present From The Past´ sogar ein wenig nach Thrash. Und ein paar extra Sympathiepunkte muss ich einfach dafür zücken, dass die Briten unserer Seite mit ´Oblvion´ eine eigene Hymne offerieren.
Hull ist vielleicht öde. So öde, dass man vieles tut, hier weg zu kommen. So wie Amy Johnson, die der erste Mensch war, der allein von England nach Australien geflogen ist und damit eine Pionierin der Luftfahrt. Und harte Jungs gibt es auch. Wobei SALEM UK mit viel Melodie beweisen, dass die harte Schale einen weichen Kern beinhaltet.
Mario Wolski vergibt 9 von 10 Punkten