SADUS
Titel: THE SHADOW INSIDE
Label: NUCLEAR BLAST RECORDS
Spieldauer: 47:08 Minuten
VÖ: 17. November 2023
Ganze 17 Jahre nach ihrem letzten Studioalbum „Out For Blood“ und einer zwischenzeitlichen Bandauflösung (2015-2017) veröffentlichen die kalifornischen Kult-Thrasher SADUS jetzt ihren sechsten und erfreulich starken Longplayer „The Shadow Inside„. Einen kleinen Schatten gibt es dabei tatsächlich: Leider sind SADUS empfindlich auf „Projekt-Status“ geschrumpft.
Sadus
So wurde „The Shadow Inside“ nämlich allein von den beiden verbleibenden Bandgründern Darren Travis (Vocals, Gitarre, Bass) und Jon Allen (Drums) eingespielt. Das dritte und mit Abstand bekannteste Urmitglied, Ausnahme-Bassist und Aushängeschild Steve DiGiorgio, ist seit der Reunion 2017 traurigerweise nicht mehr mit an Bord.
Zu erklären, warum SADUS mit Alben wie „Chemical Exposure“ (Alternativtitel: „Illusions“) und „Swallowed in Black“ Ende der 80er zu „Kult-Thrashern“ wurden und Bassist Steve DiGiorgio so einen Stellenwert in der Metalszene allgemein und speziell für diese Band hat, verkneife ich mir an dieser Stelle. Wer das echt (noch) nicht weiß, sollte einfach mal in die alten Alben reinhören oder googeln.
The Shadow Inside
Soundtechnisch haben SADUS (bzw. Travis und Allen) nach dem Abgang von DiGiorgio auf „The Shadow Inside“ das einzig Naheliegende und Richtige getan: Die auf früheren Alben markanten Bassspuren wurden in den Hintergrund gemischt und spielen keine eigene Rolle mehr. Der Gesamtsound der Platte ist absolut druckvoll, ausgewogen und modern, Puristen und „Altfans“ möglicherweise etwas zu „glatt“ oder „überproduziert“ (wenn auch nicht ganz so „schlimm“ wie beim letzten Toxik-Album).
Songtechnisch macht mir der kompromisslose Thrash von „The Shadow Inside“ auch ohne die wahnwitzigen Bassspuren von Steve DiGiorgio viel Spaß. Zwar geht damit natürlich der bisher absolut einzigartige Wiedererkennungswert der Band etwas flöten. Aber Hallo? Darren Travis und Jon Allen haben im Vergleich zu vielen anderen Thrash-Bands immer noch genug zu sagen.
Der Opener ‚First Blood‘ knallt nach einem kurzen, stimmungsvollen Intro und etwas modernem „Fight Fire With Fire“-Feeling gleich in die Vollen. Noch geiler und absolut „SADUS-like“ kommen die kompromisslosen Uptempo-Thrasher ‚It’s The Sickness‚, ‚Ride The Knife‘ und ‚Anarchy‘.
Die Midtempo-Songs ‚Scorched And Burnt‚ und das komplexe ‚The Devil In Me‘ holen mich dagegen nicht richtig ab – imho die langweiligsten Songs des Albums. Viel besser und mitreissender machen es gegen Albumende dann wieder ‚Pain‘, ‚No Peace‘ und der abschließende Titelsong ‚The Shadow Inside‘, die teilweise mit grandiosen Death-artigen Riffs und Lead-Passagen überzeugen.
Fazit
SADUS melden sich mit einem überraschend starken Album zurück, das zwar keine „Aha-Effekte“ hat, aber absolut gegen die letzen Scheiben von Bands wie Exodus, Vio-Lence oder Toxik anstinken kann. Was hätte dieses Album genial werden können, wenn Steve DiGiorgo auch noch seine einzigartige und wahnwitzige Bassarbeit dazugesteuert hätte. So ist „The Shadow Inside“ insgesamt zwar kompakter, aber nicht wirklich origineller als das zu seiner Zeit imho ziemlich untergegangene wie unterbewertete „Out For Blood“. Würde mich nur wünschen, dass es die Band wieder mal auf (deutsche) Bühnen schafft.
Joe Nollek vergibt 8 von 10 Punkten