ROYAL HUNT – DYSTOPIA PART 2

ROYAL HUNT

Titel: DYSTOPIA PART 2

Label: SOUND POLLUTION/NORTHPOINT PROD. (ROUGH TRADE)

Spieldauer: 58:52 Minuten

VÖ: 28. Oktober 2022

Mit “Dystopia Part 2” fügen die dänischen Prog/Melodic/Power Metaller ROYAL HUNT knapp zwei Jahre nach dem ersten Teil ihrer Diskografie die sage und schreibe sechzehnte Scheibe hinzu.

Thematisch gibt es hier die Fortsetzung der im ersten Teil begonnenen, musikalischen Interpretation von Ray Bradburys klassischem Roman „Fahrenheit 451“. Und so wird auch der instrumentale Faden wieder aufgenommen, denn das Intro `Midway (Resumption)´ stellt eine Adaption des gleichnamigen “Dystopia“-Schlusstracks dar.

Danach geht es mit dem symphonischen Prog/Power Metal Kracher `Throne In My Heart´ und den ersten Gastauftritten der dänischen Sänger:innen Alexandra Andersen und Kenny Lubcke sowie dem dunkel angehauchten `The Key Of Insanity´, bei dem Fronter DC Cooper und Mats Leven (Vandenberg) sich den Gesang teilen, direkt in die Vollen.

Die neun Stücke liefern Zitate aus Bandklassikern und „Dystopia – Part 1“, symphonische und vertrackte Passagen sowie energiegeladene elektronische Sequenzen (`Live Another Day´), was manchmal das Gefühl weckt, das Ganze könne so manch einem Hörer zu vollgeladen, kompliziert und verkopft erscheinen.

Andererseits kann man aber auch einfach und ohne „Vorbildung“ die geilen Songs genießen. Denn bei `One More Shot´ geben sich mit Henrick Brockman, Mark Boals (Shining Black, Ring Of Fire) und DC Cooper gleich drei Sänger ein hochklassiges Stelldichein, bevor mit dem vierzehnminütigen, zweiteiligen `Scream of Anger´ das längste, komplexeste und abwechslungsreichste Stück der Platte folgt.

Sowohl der erste Teil `Hit And Run´, ein ausladendes Instrumental, als auch Part zwei `The Thrill Of The Chase´, welcher durch das Duett zwischen DC Cooper und Kenny Lubcke bestimmt wird, glänzen mit genialer Musikalität, enormer Dynamik und hochkarätigem Songwriting.

Da auch die anschließende Powerballade `Left In The Wind´ mehr als überzeugt, ist es einem eigentlich ein Rätsel, warum dieser Band nach über 30 Jahren Bestehen und einigen fantastischen Platten nicht mehr Aufmerksamkeit und Erfolg zu Teil wird.

Denn der wirklich einzige Kritikpunkt stellt das etwas mit Ideen und Reminiszenzen überladene, verspielte Konzept dar. Andererseits beweist die Band großes Talent für stimmige, eingängige, abwechslungsreiche, kurzweilige Kost, die jedoch eher ans Hirn appelliert, als zu Herzen zu gehen, sich rein musikalisch betrachtet aber im obersten Regal bedient.

Michael Gaspar vergibt 8 von 10 Punkten