RONNIE ATKINS – ONE SHOT

RONNIE ATKINS

Titel: ONE SHOT

Label: FRONTIERS RECORDS

Spieldauer: 44:49 Minuten

Spannung gab es im Vorfeld der Veröffentlichung ja genug. Die Frage wie der große Pretty Maids Sänger auf seinem Soloalbum denn nun klingt, lässt sich eigentlich in einem Satz beantworten: RONNIE ATKINS lässt es auf seiner Soloscheibe musikalisch etwas entspannter angehen als bei seiner Hauptband, bleibt aber seinem in vier Jahrzehnten entwickelten Stil treu.

Nicht ganz unschuldig an der musikalischen Verwandtschaft ist, neben der unverkennbaren alles dominierenden Stimme auch Pretty Maids Bandkollege Chris Laney, der hier nicht nur die Gitarre bedient, sondern das Album auch produziert hat. So sind die elf hier vorhanden Songs an der unteren Härteskala der hübschen Maiden einzuordnen. Ok, also Kategorie Melodic Hard Rock wobei der Heavy Metal immer mal wieder in einzelnen Riffs und Passaagen zuschlägt. Songtechnisch haben mit diesen Metalinfusionen auch die “One Shot“ Kompositionen durchaus genug Druck, um auch das Metallerohr zu beglücken. Insbesondere die typische volle „Ich-drück-dich-an-die-Wand-bis-du-platt-bist“ Pretty Maids Produktion wirkt da Wunder.

Den Auftakt macht die hochmelodische, packend eingängige Rocknummer ‘Real‘, gefolgt vom der kraftvollen Metal Rocker ‘Scorpio‘ und dem hymnisch melodischen Titeltrack, die allesamt schon bereits als Vorabsingle bekannt sind. In diesem Stil geht es fast eine dreiviertel Stunde lang auf hohem Niveau weiter. ‘Subjugated‘ startet als entspannter Stadionrocker, den Bon Jovi heute gerne schreiben würde, dreht dann auf zu einer Hymne, mit dem großem Chorus und noch größeren Melodie: Wie eine Hollywoodproduktion mit „Titanic“ Ausmaßen auf Hard Rock.

Überhaupt, eine große Zahl der Tracks birst fast vor Emotionen, sind zum Teil knapp vor dem zu viel, zu poppig aber fast immer nur   kurz davor, wie zum Beispiel ‘Frequency Of Love‘. Entweder findet man den Song toll oder einfach nur drüber. Natürlich gilt auch für “One Shot“, dass nicht jeder Song gleich gut ist. ‘Miles Away ist für meinen Geschmack nicht unbedingt die stärkste Ballade und auch an anderen Stellen sind die Backgroundchöre und Keyboards zu weit im Vordergrund, überzeugt nicht jeder Song oder manchmal überschreitet ein Part mit ziemlicher Überfrachtung die Grenze zur Poppigkeit. (‚When Dreams Are Not Enough‘) Dennoch wird man immer wieder mit dem Album versöhnt, denn etwas Schmalz gehört halt manchmal dazu und bei Tracks wie ‘I Propheisze‘ oder auch ‘One By One‘ donnern die Gitarren gehörig und mischen sich dann wieder effektiv mit der Melodik und der ungebrochen grandiosen Stimme des Fronters.

“One Shot“ ist ein gelungenes Hardrock-Album, welches voll ist von hochklassigen Melodien und einer positiven Grundstimmung. Dabei fällt mir beim Hören immer wieder der Ausdruck „bittersüß“ ein. Nein, keiner der Songs ist depressiv oder gar klagend aber hinter dem positiven Vibe des Albums schwingt hintergründig auch so etwas wie Melancholie mit. Vielleicht entsteht der Eindruck auch nur beim Hörer, der um die unheilbare Krankheit weiß und hofft, dass es noch viel Musik von ihm geben wird.

Sven Bernhardt vergibt 8 von 10 Punkten