RIVERSIDE – LOST ‚N‘ FOUND: LIVE IN TILBURG 2CD

RIVERSIDE

Titel: LOST 'N' FOUND: LIVE IN TILBURG

Label: INSIDEOUT / SONY

Spieldauer: 103:52 Minuten

Nachdem Mariusz Duda kürzlich mit Lunatic Soul ein Lebenszeichen gesetzt hat, mit dem er sich kreativ definitiv ausgetobt hat, setzt er mit RIVERSIDE auf Zweitverwertung. Ursprünglich war „Lost ‚N‘ Found“ als strikt limitierte Fanculb-Edition erschienen, und ob jene, die sich im Besitz des Originals befinden, wirklich begeistert sind, dass der 2015er Gig aus Tilburg nunmehr einem breiten Publikum zugänglich gemacht wird, darf bezweifelt werden.

Dies bedeutet natürlich auch, dass wir es im Jahr vor Piotr Grudzińskis Tod mit dem „klassischen“ Line up zu tun haben und auch noch kein Song von „Wasteland“ seinen Weg auf das nach „Reality Dream“ zweite Livewerk der Polen geschafft hat. Insgesamt ist die Band vom ruhigen Opener „Lost“ an im Laufe des Sets auf eine sehr austarierte Dynamik bedacht, bei der die leiseren Töne zwar dominieren (wobei RIVERSIDE nie knallig daherkamen), die gezielten Ausbrüche wie „Hyperactive“ dadurch jedoch umso mehr punkten können. Die Setlist bediente sich am bereits reichhaltigen Fundus der Vielschreiber, spannt den Bogen vom „Second Life Syndrome“-Hit „Conceiving You“ bis hin zu den damals aktuellen Tracks von „Love, Fear And The Time Machine“.

Dabei zeigt sich das ganze Spektrum der Alleskönner: von auf den Punkt gebrachten Hits über mit kurzen, oft in den 70ern wildernden Instrumentalparts angereicherten Proggern mittlerer Länge wie „Saturate Me“ und knackige Prog-Härtner der Sorte „Panic Room“ bis hin zum zwanzigmiütigen Epos „Escalator Shrine“ zeigt das Album, welche Songwriting-Meisterschaft Duda und seine Mannen in relativ kurzer Zeit erreicht hatten, ohne dabei das eine absolute Klassikeralbum abgeliefert zu haben. Die durchgängige Qualität spricht dabei jedoch für sich, wobei Dudas beruhigender Bariton und seine einschmeichelnden Melodien der Star sind. Jedoch zeigt auch der Rest der Band, wie man solche Progperlen kongenial inszeniert: die knarzigen Grooves Piotr Kozieradzkis, die feinen Licks Grudzińskis sowie die Synth-Teppiche Michał Łapajs erlauben es Duda erst, zu glänzen.

Demnach ist das mit einem exzellenten Sound ausgestattete „Lost ‚N‘ Found“ für Einsteiger zum ersten Abtauchen in den RIVERSIDE-Soundkosmos geeignet. Aber auch Fans der Band werden sich an dem edlen Package erfreuen (evtl. mit Ausnahme der oben genannten Klientel). Lohnenswert.

Patrick Müller vergibt 8 von 10 Punkten