RITVS – DER TAG NAHT

RITVS

Titel: DER TAG NAHT

Label: Dying Victims Productions

Spieldauer: 38:25 Minuten

VÖ: 15. Dezember 2023

Die Ruhrpottschmiede hat ja immer wieder sehr geschmackvolle Teile für meinereiner am Start. Viele Entdeckungen der letzten Jahre habe ich bei DVP gemacht. Und die Bandbreite beim Label ist echt groß. Da findet man klassischen Heavy Metal, Uralt-Speed, Rödel-Thrash aber auch schwarzgemalte Hexenbretter. Jetzt loten sie ihre Grenzen noch ein wenig weiter aus. So viel sei gesagt, sehr erfolgreich.

RITVS stammen aus Aschaffenburg und nannten sich zuvor VVLVA. Musikalisch hat sich mit dem Namenswechsel eher wenig verändert. In erster Linie lautet der Beschluß, zukünftig nur noch und ausschließlich auf deutsch zu singen.

Schon mit den ersten Takten der ersten Single ´Die Kinder Cuzcos´ ist der Hörer gefangen. Rasant prescht der Fünfer voran. Eigentlich gar nicht mal so spektakulär. Aber fesselnd. Vor allem die prominent präsente Schweineorgel macht das Kraut fett.

Kraut. Ein gutes Stichwort. Allerdings fühle ich mich teilweise eher an 70er Ost-Bands erinnert. RITVS könnten dem gleichen Regal entspringen wie frühe Puhdys. ´Der Drang´ wirkt wie ein lang verlorener und endlich wiedergefundener Verwandter der ´Türen Öffnen Sich Zur Stadt´. Das grandiose ´Abstinenz´ spielt ebenso mit Bachzitaten, wie es weiland bei der Renft Combo geschah.Will man einen internationaleren Vergleich, dann muss man ganz klar Uriah Heep ziehen. Womit wir wieder bei der Orgel sind. Und bei einem gewissen psychedelischen Grundton, der auch die Frühphase der Briten geprägt hat. Einen Song will ich vor allem noch ans Herz legen. Das düster-traurige, morbide, irgendwie verdorben riechende und dennoch auch leuchtende ´Erde Unter Meiner Hand´ könnte einer der besten Songs des Jahres 2023 sein. Trotz Zeilen wie „Die, die ich kannte sind schon lang weg. Ließen mich hier zurück, gut versteckt. So sitze ich hier und sehe mich liegen.“ klingt das Stück doch am Ende sehr hoffnungsvoll.

So bewohnen die Jungs aus Aschaffenburg ihre ganz private kleine Nische. Aber sie öffnen mit ihrer Musik eine Tür zur weiten weiten Welt. Das ist eine Welt, die spannend ist, wunderschön. Aber auch finster und zuweilen grausam. Voller Leben. Doch auch vom Tod geprägt.

Mario Wolski vergibt 9 von 10 Punkten