RICOCHET – KAZAKHSTAN

RICOCHET

Titel: KAZAKHSTAN

Label: EIGENPRODUKTION/TIMEZONE

Spieldauer: 58:38 Minuten

VÖ: 07.04.2023

Sind zwischen der Veröffentlichung des Debüts „Among The Elements“ und des Zweitlings „Zarah – A Teardown Story“ schon geschlagene neun Jahre vergangen, so mussten wir nochmal doppelt so lange auf das Drittwerk „Kazakhstan“ warten. Achtzehn Jahre sind eine Menge Holz, selbst nach dem Corona-Albtraum, aber allemal besser als die inflationäre Veröffentlichungspolitik manch anderer Combo.

RICOCHET haben die Zeit jedenfalls sinnvoll genutzt und präsentieren mit „Kazakhstan“ ein rundum gelungenes Album. Kasachstan mag zwar kein Traumziel sein und der Surfer auf dem Cover sieht auch nicht gerade glücklich aus, dass es dort keine Wellen zu geben scheint, in die er sich stürzen kann, aber für die Band symbolisiert die ehemalige Sowjetrepublik offenbar genau die europäischen, arabischen und asiatischen Einflüsse, die sich in ihrem Sound widerspiegelen. Die orientalischen Attribute kommen vor allem im abschließenden Titelstück zum Tragen, ansonsten ist es vor allem europäisch geprägter Prog Rock, den das Quintett hier in Vollendung zelebriert.

Ein entscheidender Faktor ist wohl Sänger Michael Keuter, der zwar bereits seit zehn Jahren im Line-up ist, aber erst jetzt zu Studioehren kommt. Als ehemaliger Frontmann eines Uriah Heep-Tributes verfügt er über eine entsprechende Rockröhre. Die beiden anderen Protagonisten bei RICOCHET sind Gitarrist Heiko Holler und Keyboarder Björn Tiemann, die sich immer wieder geschickt die Bälle zuspielen, um sich bei nächster Gelegenheit zu duellieren, allerdings stets songdienlich und niemals zum Selbstzweck wie bei so manchen Genrekollegen.

Absoluter Höhepunkt des Albums ist das neuneinhalb-minütige ‚Farewell‘, welches so episch daherkommt, dass man sich problemlos in die Weiten Kasachstans versetzt fühlt. Hier kommt auch das perfekte Zusammenspiel zwischen Drummer Jan Keimer und Bassist Hans Strenge besonders gut zur Geltung. Die Tonfolgen erinnern phasenweise sogar ein wenig an Dream Theater zu seligen „When Dream And Day Unite“-Zeiten. Ganz so überragend ist „Kazakhstan“ dann zwar doch nicht, aber absolut hörenswert. Also besorgt euch am besten gleich die CD zum fairen Kurs hier: Ricochet – Kazakhstan (CD) – Timezone Records (timezone-records.com).

Alex Fähnrich vergibt 8,5 von 10 Punkten