PYRAMAZE – EPITAPH

PYRAMAZE

Titel: EPITAPH

Label: AFM

Spieldauer: 61:47 Minuten

Schön, wenn man von Zeit zu Zeit positiv bei der Erstlauschung eines neuen Albums überrascht wird. So hatte ich die dänisch-amerikanische Freundschaft PYRAMAZE eher als Zweitligisten, ambitioniert mit Aufstiegschancen zwar, aber eben nicht in der Oberklasse auf meinem persönlichen Schirm verortet. Zuviel Geklimper, zu schwülstig die Keyboardteppiche, zu süsslich die Melodien, Dream Theater Light mit zuckriger Glasur sozusagen.

Epitaph, das mittlerweile sechste Studioalbum der Mannen um Produzenten-Legende Jacob Hansen, geht einen deutlich härteren Weg als bisher. Nach dem titelgebenden Piano/Streicher-Intro steigt ‚A Stroke Of Magic‘ mit einem Nevermore-artigen Grundriff ein, dass schon ein ungewohnte Derbheit für PYRAMAZE-Verhältnisse zeigt. Überhaupt gemahnt hier viel an Nevermore, Witherfall und Evergrey. Wenn auch auf weniger düstere Art und Weise.

Das folgende ‚Steal My Crown‘ wie auch das spätere folgende ‚Your Last Call‘ weisen dann in den Strophenriffs sogar eine gewisse moderne Djentigkeit auf, auch das lässt aufhorchen. Leider verfällt man dann mit ‚Knights In Shining Armour‘, zum Glück nur ausnahmsweise, doch noch einmal in alte Verhaltensmuster, soll heißen, zu dicke Keyboards, Piano-Geklimper und ein zu cheesiger Refrain, der dann auch noch bis zum Erbrechen wiederholt wird. Danach gehts aber wieder deutlich bergauf, Klasseriffs, ansprechende Melodik, instrumental anspruchsvoll, mit neckischen Queen-Zitaten im Solo vom fein geshuffelten ‚Final Hour‘ und einer durchgehend großartigen Gesangsleistung von Shouter Terje Harøy unter anderem auch im Duett ‚Transcendence‘ mit Brittney Slayes von den unsäglichen Unleash The Archers.

Apropos Sänger, da haben sich ja schon einige Koryphäen bei PYRAMAZE die Türklinke in die Hand gegeben. Und so holt sich Terje für den abschließenden 12-Minuten-Epos ‚The Time Traveller‘ gleich zwei Ehemalige, namentlich Lance King und Matt Barlow mit ins Boot, bzw. vor das Mikro. Ein großartiger Abschluss, wenn auch manchmal etwas unstrukturiert wirkend, die Übergänge sind nicht immer flüssig ausgearbeitet.

Wer PYRAMAZE bisher mochte, wird dieses Album wahrscheinlich unter den Höhepunkten der Diskographie einreihen. Wer bisher nicht viel mit der Band anfangen konnte, sollte ihr jetzt noch einmal eine Chance geben. Starkes Ding.

Dirk Eckhard vergibt 8,5 von 10 Punkten