PURE REASON – REVOLUTION EUPNEA

PURE REASON

Titel: REVOLUTION EUPNEA

Label: INSIDEOUT / SONY

Spieldauer: 47:49 Minuten

Pure Reason Revolution hatten anno 2006 offenbar einen ZU guten und einfachen Start hingelegt. Großartiges Debutalbum bei einem aufstrebenden Label, erfolgreiche Tour im Vorprogramm mit Blackfield… Aber dann ging der Proggaul mit den Briten durch und sie verloren sich auf den beiden Nachfolgern in elektronischen Experimenten, anstatt den gediegenen, aber auch immer relevant kantigen Progrock ihres Debuts weiter zu verfolgen. The year is 2020, the band is the same, and they´re doing it again! Und der geneigte Leser liest die Zeilen eines vollkommen entzückten Rezensenten. Den vorab vorgestellten, rasant-entspannten Zehnminüter „Silent Genesis“ verbrachte ich schon feiernd vor meinem Rechner, aber mit dem programmatischen Opener „New Obsession“ wird endgültig klar, dass die Trademarks alle wieder da sind: kristallklare Gesangsharmonien (wer erinnerte nicht das monumentale „Bright Ambassadors Of Morning“, wenn man den Song einmal gehört hat?), zwingend entwickelte Grooves und diese unbedingte britische Coolness, die den Arrangements inne wohnt. Jon Courtney und Chloe Alper beglücken mit ihren verflochtenen Intuitionen all jene, für die Musik noch jene (fantastisch produzierte) Meisterschaft bedeutet, die Seele zu berühren, ohne selbige dafür (zur Gänze) an den Teufel verkaufen zu müssen. Pink Floyd, Camel, Genesis, Yes, Emerson, Lake & Palmer sind jene Granden, die die beiden Magier mit einem ganz eigenen Melodienverständnis sowie metallisch-alternativen Ausbrüchen verbinden und so zu einem echten, unfassbar sensibel instrumentierten Erlebnis machen ‒ ein wahrhaftiger „Maelstrom“ von Magiern, die DYNAMIK genau so schreiben, nämlich groß. Das Feuerwerk „Ghosts & Typhoons“ macht beinahe Angst, aber da gibt es ja noch den Hit „Beyond Your Bodies“… Der Titeltrack implodiert dann über eine knappe Viertelstunde endgültig alle Grenzen zwischen Vernunft und Emotion. Pure Reason Revolutions Landsleute Amplifier sind gar nicht so weit von diesem Kosmos entfernt, aber hier finde ich endlich wieder meine endgültige New Prog-Erleuchtung. Man mag sich gar nicht ausmalen, wo diese Band stehen könnte, wenn dieses oder ein ähnliches ihr zweites Album gewesen wäre. Was für ein beseeltes Wunderwerk! Mikael Åkerfeldt liebt das hier, darauf wette ich.

Patrick Müller vergibt 9,5 von 10 Punkten